In unserem Blogbeitrag “Über das Stillen von Zwillingen” haben wir Zwillingsmütter dazu aufgerufen ihre Stillgeschichte mit uns und Euch zu teilen. Wir wünschen uns, dass dies dazu beiträgt zu zeigen, dass Stillen von Zwillingen möglich ist, in all seinen Facetten. Zwillinge oder Mehrlinge zu haben, bedeutet nicht automatisch, dass diese nicht voll- oder teilweise gestillt werden können, wenn die Mutter es möchte.

Wir möchten mit dieser Blogserie

  • Mütter ermutigen es zu versuchen
  • bestärken, dass in den meisten Fällen mit Unterstützung und Information der Wunsch zu stillen, umgesetzt werden kann
  • Familien und Fachpersonal auf die Wichtigkeit der wohlwollenden Information und Unterstützung hinweisen
  • keinesfalls Mütter, die sich aus persönlichen Gründen gegen das Stillen entscheiden oder körperlich dazu nicht in der Lage sind, verurteilen

Wir denken es braucht mehr Vorbilder, um die Natürlichkeit des Stillens von Zwillingen wieder präsenter, selbstverständlicher in unsere Gesellschaft zu machen. Mit dem Hashtag #zwillingestillen_ichkanndas, möchten wir diese Geschichten auffindbar machen, auf das sie Ermutigung finden, wenn sie sie suchen.

Wir danken allen Müttern, die Ihre Geschichte hier teilen, von Herzen für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen ♥.

Heute berichtet Jessica, Bloggerin von Das Leben mit Twins, über das Stillen ihrer Frühchenzwillinge, die sie bis heute mit 13 Monaten weiterhin stillt:

Jessica´s Zwillingsstillgeschichte

© Das Leben mit Twins

Wie war Euer Stillstart und wurdest Du bei Deinem Stillwunsch von Deiner Familie und Freunde, der Hebamme, dem Krankenhaus, etc. unterstützt und wenn ja wie?

Unser Stillstart war schwierig. Die Twins kamen bei 34+4 zur Welt und wurden direkt auf die Neo verlegt. Ich habe sie das erste mal gesehen, da waren sie schon 11 Stunden alt. Sie hatten ihre Magensonde bereits gelegt bekommen, durch meinen Schwangerschaftsdiabetes mussten sie innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt Nahrung erhalten. Das ich abpumpen muss, da habe ich selbst gar nicht dran gedacht. Nach dem ich das erste mal bei ihnen war, kam eine Schwester und brachte mir die Milchpumpe, das war ca. 13 Stunden nach der Geburt. Die ersten Anlegeversuche durfte ich nach ca. 5 Tagen auf der Neo machen. Diese wurden jedoch eher belächelt. Hier hätte ich mir eine Stillberaterin gewünscht. Mir war dort jedoch nur noch wichtig, dass sie ihre Rationen schafften und ich mit ihnen nach Hause konnte. Dort wollte ich mich in Ruhe an das Thema Stillen wagen. Meine Hebamme war da zum Glück eine tolle Begleitung.
Ich lag bereits einige Wochen vorher in der Klinik und hatte regelmäßige Gespräche mit der Stillberaterin, das war sehr gut organisiert. Diese sah von Anfang an kein Problem darin Zwillinge zu stillen. Die Familie war da eher zurückhaltend. Ich solle mich nicht so sehr darauf versteifen, sonst wäre ich ja nur enttäuscht, wenn es nicht klappen würde. Da war keiner bei, der sagte: Super, toll das du das willst, du schaffst das!

Hast Du Deine Zwillinge parallel oder nacheinander gestillt? Und welche Herausforderungen hattet Ihr damit?

Zu Beginn habe ich nacheinander gestillt, für Kind 2 war es einfacher, sich auf die Brust umzustellen. Kind 1 brauchte da etwas länger. Als wir drei Routine aufgebaut hatten, habe ich mich ans Tandemstillen heran gewagt und so stillen wir eigentlich noch bis heute. Das Tandemstillen unterwegs war für mich zu Beginn schwierig, da es zu Hause ja doch gemütlicher ist und wir auch am Anfang noch Stillhütchen benötigten. Auch das volle entblößen war mir zu Beginn unangenehm.

Wann warst Du das erste Mal mit den Zwillingen unterwegs und hast Du in der Öffentlichkeit gestillt? Wenn ja, wie bist Du das praktisch angegangen?

Unterwegs waren wir ab einem Alter von drei Wochen. In der Öffentlichkeit gestillt habe ich ca. mit fünf Wochen. Bis dahin hatten wir schon darauf geachtet, zu den Mahlzeiten daheim zu sein. Die ersten male habe ich mich noch mit einem XXL Mulltuch bedeckt. Ob im Auto oder bei den Schwiegereltern, es war mir unangenehm. Mit zunehmender Sicherheit in unsere Stillbeziehung kam auch die Freizügigkeit.

© Das Leben mit Twins

Wie lange hast Du Deine Zwillinge gestillt? Konntest Du vollstillen /pumpstillen oder musstest/ wolltest Du teilweise zufüttern?

Wir stillen noch immer. Sie sind gerade 13 Monate alt und es ist noch kein Ende in Sicht. Sie brauchen es aktuell noch sehr und für mich ist das in Ordnung. Vollstillen konnte ich nach ca. acht Wochen. Die ersten vier Wochen habe ich hauptsächlich abgepumpt, die Milch reichte für 1,5 Kinder. Die nächsten zwei Wochen habe ich erst angelegt (mit Stillhütchen), den Rest mit der Flasche. Dann abgepumpt, die Milch reichte noch immer nicht. In den nächsten zwei Wochen habe ich nach dem anlegen (ohne Stillhütchen) nicht mehr abgepumpt, aber das zufüttern konnte ich nach und nach reduzieren. Bis ich dann eines Abends das letzte Fläschchen gab, zwei Tage lang dauerstillte und dann das Vollstillen geschafft hatte. Ihren ersten Brei bekamen sie dann mit 6,5 Monaten.

Was war/ ist für Dich für das Stillen unverzichtbar?

In der ersten Zeit brauchte ich ein Stillkissen. Das ging auch mal mit Sofakissen, aber als sie so klein waren, benötigte ich etwas um nicht mit einem Buckel zu sitzen. Zur Milchsteigerung habe ich Bockshornklee Kapseln genommen. Und was nicht fehlen durfte war eine Flasche Wasser. Ich musste unglaublich viel trinken und auch essen. In den Clusterphasen war ich froh über mein Handy.

Was hättest Du gerne vorab zum Thema Zwillinge stillen gewusst und möchtest Du werdenden Zwillingseltern gerne Bestärkendes bzw. Wissenswertes mitgeben?

Mein Tipp, redet nur mit Stillberaterinnen oder eurer Hebamme über euren Stillwunsch. Mich haben die Äußerungen meines Umfelds zwar angespornt, aber ich kann mir vorstellen, dass es auch stark verunsichern kann. Mit dem Wissen ist ja immer so eine Sache. Ich würde mich da eher unbedarft ran wagen und nur bei Problemstellungen auf Fachpersonal zugehen. Bestärkend kann ich sagen: Ja, man kann Zwillinge stillen. Traut euch und vor allem vertraut euch und euren Kindern. Aber, wenn es nicht klappt, ist das kein Weltuntergang. Milchpulver ist heute schon so gut. Und es heißt zwar Stillen ist Liebe, Fläschchen geben aber auch!

Was möchtest Du gerne dem Fachpersonal (Gynäkologe, Hebamme, Kinderarzt, Stillberaterin, Mütterpflegerin etc.) rund um die Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit im Interesse werdender Zwillingseltern mit auf den Weg geben?

Meinem Fachpersonal kann ich nur sagen, vielen Dank und bitte weiter so. Ich habe das Glück gehabt, eine Hebamme zu haben die selbst ein Zwillingskind ist und eine Kinderärztin, die selbst Zwillinge hat. Mit meiner Gynäkologin habe ich fast schon ein freundschaftliches Verhältnis. Ich bin zu jedem Zeitpunkt ernst genommen wurden und könnte mir tatsächlich keine bessere Betreuung vorstellen. Die einzige Schwierigkeit war, dass die Stillberaterin nicht auf die Neo kam, aber meine Hebamme hat das gern übernommen.

Liebe Jessica, ganz lieben Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen. Wir sind sicher, dass dies viele Mütter bestärken wird. Wir wünschen Euch für Eure weitere Stillbeziehung alles, alles Liebe.

Wenn Ihr mehr von und über Jessica und Ihren Twins lesen oder sehen möchtet, dann findet Ihr sie hier:

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Die bisher veröffentlichten Stillgeschichten unserer Sommerblogserie:

(3) So habe ich, Nora, meine Zwillinge gestillt mit Nora von Milch und Mehr

(2) So habe ich, Sabrina, meine Zwillinge gestillt , 25 monatige Stillgeschichte

(1) So habe ich, Lisa, meine Zwillinge gestillt mit Lisa von Stadt Land Mama,

Über das Stillen von Zwillingen mit Inga von maternita

Mein schmerzfreier Stillstart oder wie ich meine Frühchenzwillinge gestillt habe mit Inga von maternita

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