Was sind Reboarder?

Reboarder nennt man die rückwärtsgerichteten Kindersitze. Am bekanntesten sind die Babyschalen, die immer entgegen der Fahrtrichtung angebracht sind. Nun gibt es aber immer häufiger auch Reboarder die für Kinder bis 4 Jahre genutzt werden können – und das ist auch gut so. Warum? Das zeigen Euch einige Zahlen:

  • 25 % aller Kleinkinder, die vorwärtsgerichtet in einen Frontalunfall verwickelt werden, tragen schwere Wirbelsäulen- und Kopfverletzungen davon – oder sterben sogar.
  • Der Kopf eines Kleinkindes macht 25 % seines gesamten Körpergewichtes aus. Bis zum Alter von 4 Jahren sind Nackenmuskulatur und Wirbelsäule aber noch unvollständig entwickelt.
  • 90 % aller schwedischen Kinder fahren bis zum Alter von 4 Jahren in Reboard-Sitzen. In Schweden starb in den letzten 40 Jahren kein einziges Kind in einem Reboard-Sitz. In Deutschland dagegen steigt die Zahl der verletzten oder getöteten Kleinkinder mit dem Wechsel von der sicheren Babyschale in den vorwärtsgerichteten Kindersitz dramatisch an.

(Quelle: Reboard-Kindersitze e.V.)

Diese Zahlen und viele weitere Studien zeigen deutlich, dass das rückwärtsgerichtete im Auto fahren für Kinder viel sicherer ist und auch länger die Norm sein sollte, als es bisher in Deutschland der Fall ist.

Die neue I-size-Regelung (über die Ihr hier nachlesen könnt), auf die sich ab Januar 2013 27 EU Mitgliederstaaten geeinigt haben, unterstütz dies. Sie sieht vor, dass Kinder bis zu 15 Monaten (bis dato ist es nicht an ein Alter sondern an eine Größe gebunden) mit dem Rücken in Fahrtrichtung fahren sollen.

Eine Zulassung nach i-Size ist für Hersteller ab 2018 Pflicht. Bis dahin gilt eine Übergangsfrist, in der sowohl ECE R44/04 als auch i-Size Sitze verwendet werden können.

Wie und wie lange sollte ich sie nutzen?

Die bei uns gängigsten Reboarder sind die Babyschalen für die ganz Kleinen. Allerdings werden diese schon viel zu schnell (meist ab 9 Kilo) gegen einen vorwärts gerichteten Kindersitz eingetauscht. In dem Alter ist der Kopf des Babys noch so groß, dass ein Frontalaufprall verheerenden Schaden anrichten kann. Deswegen gibt es jetzt auch in Deutschland immer mehr Modelle, die auch für Kinder bis 4 Jahre (bzw sogar 36 Kilo) geeignet sind.

Quelle: Reboard-Kindersitze e.V.

Quelle: Reboard-Kindersitze e.V.

Und wohin mit den Beinen? Die Reboarder haben meist eine größere Lücke zwischen Autositz und Kindersitz, sodass dazwischen noch genug Platz für Kinderbeine ist. Viele große Kinder empfinden es sogar als angenehmer die Beine irgendwo abzustellen oder sogar auch mal im Schneidsitz zu sitzen anstatt die Beine in der Luft baumeln zu lassen. Um die Kinder gut zu sehen, kann man einen extra Spiegel anbringen und durch die höhere Sitzerhebung, kann der Nachwuchs sogar gut aus Seiten und Heckfenster schauen.

Wie teuer sind sie und welche Modelle gibt es?

Unterscheiden sollte man bei den rückwärtsgerichteten Kindersitzen zwischen den Pseudoreboardern, die man vor- und rückwärts gerichtet nutzen kann, den Reboardern die nur rückwärtsgerichtet eingesetzt werden können und den klassichen Babyschalen. Dementsprechend gibt es auch unterschiedliche Gewichtsklassen. Manche reichen von 0-18Kilo und andere gehen von 9-25 oder gar bis 36 Kilo. Die Preise variieren auch sehr stark. Sie fangen bei 150€ an und gehen bis knapp 500€. Eine schöne Übersicht findet ihr bei mibaby.

Quelle: mibaby.de

Quelle: mibaby.de

Welche Voraussetzungen muss mein Auto erfüllen?

Zwar passen die meisten Reboarder in viele Autos, dennoch würden wir empfehlen, zu einem Fachhändler zu gehen oder den Autohersteller zu fragen. Die einen Reboarder nehmen mehr Platz ein, die anderen weniger, manche sind mit nur mit Isofix nutzbar, andere kann man sowohl mit Isofix, als auch mit normalem Gurtsystem nutzen. Wenn der Airbag ausgeschalten ist, kann man viele Modelle sogar auch auf dem Beifahrersitz befestigen. Da oft Fehler beim Einbau oder Anschnallen passieren (über 50 % der Kinder sind nicht richtig gesichert, falsch oder zu locker angeschnallt) solltet Ihr Euch am besten auch Hilfe hierbei holen, denn der Einbau kann schon ein bisschen kompliziert sein.

Wie sicher sind Reboarder?

Um zu verstehen wie die Sicherheit von Reboardern bei den ADAC Tests geprüft werden und warum die Ergebnisse für diese Autositzgruppe nicht immer ganz passend sind haben die Kollegen von Sitzengel ganz wunderbar zusammengefasst:

  1. Es werden zu Crashtest-Ergebnissen auch die Bedienungsfreundlichkeit oder die Komplexität des Einbaus bewertet. Gerade der initiale Einbau kann bei Reboardern aufwendiger sein, dafür ist dann das tägliche an und abschnallen meist einfach zu handhaben.
  2. Einige Kindersitze können auf verschiedene Weise (vorwärts und rückwärts – das nennt man Pseudoreboarder) oder auch in verschiedenen Gewichtsgruppen genutzt werden. Ist dies der Fall, zählen dann die schlechteren Ergebnisse der ADAC dazu: „Deckt ein Sitz mehrere ECE-Klassen ab, so wurden diese getrennt getestet. Für die Bewertung wurde jeweils das schlechteste Ergebnis, das in einer einzelnen Gewichtsklasse erzielt wurde, herangezogen. Denn: Ein Sitz, der für mehrere Gewichtsklassen ausgelegt ist, muss dem größer werdenden Kind während der gesamten Gebrauchszeit maximale Sicherheit bieten.“
  3. Der Seitenaufpralltest macht es für Reboarder systembedingt schwer, sehr gute Ergebnisse zu erzielen.
  4. Die Grenzwerte für die Belastung der Halswirbelsäule im Frontalcrash sind über doppelt so hoch als im strengen schwedischen Plus-Test. Im ADAC-Test gibt es keine Grenzwerte, sondern Abstufungen zur Berechnung einer Bewertung.

Aufpassen bei günstigen Kindersitzen! Jeder zweite „billige“ Kindersitz wird mit einem „mangelhaft“ bei der Sicherheit oder bei der Schadstoffprüfung versehen. Insbesondere wenn die Rückenstütze abgenommen werden muss und so die Sicherung mit dem reinen Sitzerhöher erfolgt, gibt es keine ausreichende Schultergurtführung und keinen Seitenaufprallschutz.

(Quelle: www.sitzengel.de)

Wir haben momentan einen Reboarder im Test, den wir noch ein paar Wochen Probefahren wollen, um Euch dann zu berichten, wie er sich – von Einbau bis zur Nutzung – tatsächlich in der Praxis handhaben lässt.

Bis dahin könnt ihr Euch bei folgenden Quellen zusätzlich informieren:

Flyer des Reboard-Kindersitze e.V.

Interessante Sendungen von der ARD zum Thema Rebaorder findet ihr hier:

Hilfreiche Informationsseiten und Shops, spezialisiert auf Rebaorder sind folgende:

Kostenlose Broschüren zum Thema:

Unser nächster Workshop in Berlin zum Thema Kindersicherheit Zuhause und unterwegs:

Workshop Kindersicherheit 23.01.2016