Interview mit Jana Friedrich von Hebammenblog.de

Wie ihr sicherlich auch, haben wir unsere Lieblingsblogs in denen wir uns als junge Mütter aber auch als Schwangerschafts-Concierges Infos, Tipps und Inspirationen holen. Einer dieser Blogs nennt sich Hebammenblog und wird von der Berliner Hebamme Jana Friedrich geführt. Ihr Konzept, altes Hebammenwissen neu aufzubereiten und themenaktuell zu vermitteln, ist eine richtig dufte Sache! Bei Kaffee und Krapfen haben wir sie zu ihrem Blog und dem Hebammenalltag ausgequetscht. Was ein „technischer Embryo“ mit ihrem Blog zu tun hat und warum hebammengeleitete Kreissäle so eine tolle Sache sind, könnt ihr hier nachlesen:

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Du bist seit knapp zwei Jahren mit Deinem Hebammenblog online, wie kam es dazu und was möchtest du mit damit erreichen?

Ich hatte zunächst die Idee, eine iPhone-App zum Thema Schwangerschaft zu entwickeln. Dann hatte aber eine schwangere Freundin den Einfall, gemeinsam ein Blogprojekt zu machen. Quasi ein Zwiegespräch zwischen einer Schwangeren und einer Hebamme. Ich fand die Idee toll. Leider ist das Projekt aber nicht mal in die Kinderschuhe gekommen. Die Zeit verflog irgendwie und das damalige Baby ist jetzt schon über ein Jahr alt. Aber der Gedanke, als Hebamme einen Blog zu schreiben ist geblieben.

Für mich als damalig noch „technisches Embryo“, waren zahlreiche Hürden zu überwinden. Mein Mann, sowie technisch versierte Freunde, haben mich in dieser Phase zwar öfters augenverdrehend, aber doch ganz großartig unterstützt. Und voila: das Netz und ich, wir sind Freunde geworden, und den Blog gibt es inzwischen seit bald zwei Jahren. Am 15. Mai feiere ich Blog-Geburtstag!

Früher riet ich immer „meinen Frauen“, lieber nicht so viel online zu lesen. Dort ist einiges an ungefiltertem Halbwissen im Umlauf. Das versuche ich mit dem Blog ein bisschen zu verändern. Altes Wissen – frisch gebloggt eben: Keine Belehrungen, keine Angstmache. Ich schreibe für Menschen, die informiert und selbstbestimmt entscheiden wollen, was für sie wichtig und richtig ist.

Wie sind die Reaktionen auf Deinen Blog von Kollegen und Kolleginnen und werdenden Müttern? Berätst Du bei individuellen Fragen oder verweist Du auf die Hebamme vor Ort?

Ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht und bekomme durchweg positives Feedback.  Es gibt höchstens mal Desinteresse. Damit kann ich aber sehr gut leben ;-).

Mein Blog ersetzt natürlich nicht die echte Offline-Hebamme! Mir werden, vor allem auf der Facebookseite zum Blog, viele Fragen gestellt. Ich freue mich zwar über die vielen Interaktionen, aber ich kann das teilweise gar nicht mehr alles leisten. Außerdem sind Ferndiagnosen natürlich so eine Sache… Also ja, ich verweise natürlich auf die „echte“ Hebamme, denn dafür gibt es einfach keinen Ersatz!

Zusätzlich arbeitest Du seit Jahren in einem Berliner Krankenhaus als Hebamme, was hat sich in dieser Zeit verändert?

Die Geburtshilfe unterliegt einer ständigen Wellenbewegung. In meinen Anfängen gab es einen starken Trend zu alternativen Methoden. Wir richteten eine Akkupunktursprechstunde ein, und Standards wie der prophylaktische Zugang, oder die Gabe von Wehenmitteln nach der Geburt, wurden überdacht und gelockert. Geburtseinleitungen wurden stets individuell besprochen. Inzwischen gibt es leider wieder eine extreme Gegenbewegung. Die Leitlinien werden wieder zu Gesetzen. Die Kaiserschnittraten schnellen in die Höhe, die Spielräume werden wieder enger.

Das liegt sicher auch an der Entwicklung, dass immer weniger Personal immer mehr arbeiten muss. Gute, individuelle Geburtshilfe braucht aber eben Zeit!

Wir haben das Gefühl, dass sich viele werdende Eltern aufgrund des Überangebotes und der vielen Möglichkeiten rund um Schwangerschaft und Geburt überfordert fühlen. Wie sind Deine Eindrücke dazu in Deinem Hebammenalltag?

Viele Wahlmöglichkeiten und Informationsquellen zu haben ist zwar schön, erfordert aber eben auch, dass man sich damit intensiv beschäftigen muss. Das ist sicher ein Phänomen unserer Zeit.

In Deutschland gibt es zunehmend mehr hebammengeleitete Kreissäle. Was hälst Du von dieser Möglichkeit und welche Vorteile (oder auch Nachteile?) bringt dies mit sich?

Ich finde das ist eine großartige Entwicklung! Der Vorteil ist sicher die dadurch entstehende geburtshausähnliche Atmosphäre. Viele Frauen wünschen sich ja diese Intimität, plus die „Sicherheit“ der Klinik. Eine ideale Kombination. Ein Nachteil fällt mir gar nicht ein.

Kannst Du dir vorstellen das Schwangerschafts-Concierges sich auch mit im Krankenhausumfeld etablieren könnten

Warum nicht? Das wäre doch praktisch, wenn sie an bestimmten Tagen auf den Stationen anzutreffen wären, genau so wie die Geburtsfotografen. Allerdings denke ich, dass die Leistungen dann schon fast zu spät kommen. Besser wäre da sicher eine gute Zusammenarbeit mit den betreuenden Hebammen und Gynäkologen. Denn dann erreicht ihr die Frauen schon in der Frühschwangerschaft.

Gibt es etwas was Du abschließend den werdenden Müttern mit auf den Weg geben möchtest?

Schwangerschaft und Geburt sind doch eigentlich ein schönes, besonderes und jeweils einmaliges wunderschönes Ereignis im Leben einer Frau. Genießt es! Lasst euch nicht verunsichern, oder gar als krank oder eingeschränkt abstempeln. Es ist einerseits besonders, aber irgendwie doch auch etwas ganz Normales.

Vielen Dank für den schönen Nachmittag und das tolle Interview.

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