Viele Babys werden nicht vor der 41. Schwangerschaftswoche geboren. Während die Definition einer verlängerten Schwangerschaft 42+ Wochen ist, wird in der Regel eine Einleitung schon in der 41. Woche vorgeschlagen. Frauen müssen vernünftig informiert werden, damit sie die Risiken und Vorteile von einer Einleitung gegenüber längeren Wartens abwägen können. Nur dann kann eine Frau die richtige Wahl für sich selbst treffen. Es gibt keine risikofreie Option.
Insbesondere für erstmalige Mütter birgt eine Einleitung Gefahren für beide, Mutter und Baby. Jede einzelne Frau muss für sich selbst entscheiden, welche Risiken sie bereit ist einzugehen – und bei dieser Entscheidung unterstützt werden.
Natürlich müssen sich Krankenhäuser rechtlich absichern, aber die Gründe, die sie geben, warum eine Einleitung nötig sei, versetzen Frauen in Angst: eine schlechte Zustand für die bevorstehende Geburt. Viele dieser Gründe z.B. Plazentainsuffizienz, einen großen Kopfumfang oder Verkalkung des Schädels, haben keine wissenschaftliche Basis.
Die Bedenken, die gegen eine ‚verlängerten Schwangerschaft‘ sprechen, gehen um den möglichen Tod des Babys (perinatale Sterblichkeit). Eine Cochrane-Studie fasst die quantitativen Forschung bzgl. Einleitung bei 41 SSW vs Abwarten zusammen: „Weniger Babys sind gestorben nachdem eine Politik eingeführt wurde, dass nach 41 vollendeten Wochen oder später die Geburt eingeleitet wird.“ Doch es geht weiter: „… Todesfälle waren selten mit oder ohne diese Politik … das absolute Risiko ist äußerst gering. Frauen sollten sich entsprechend auf relativen und absoluten Risiken aufklären lassen. “
Also, laut vorhandener Forschungsergebnissen, wenn die Geburt in der 41. Woche eingeleitet wird, ist es weniger wahrscheinlich, dass das Baby während oder kurz nach der Geburt stirbt. Allerdings ist die Chance, dass das Baby stirbt so klein – weniger als 1% … oder 30 von 10.000 für die, die warten bis die Geburt von alleine losgeht vs 3:10,000 für die, die die Geburt einleiten lassen. Um einen Todesfall zu verhindern, müssen 410 Geburten eingeleitet werden.
Die Einleitung einer Geburt ist aber auch nicht ohne Risiken: Sobald man mit medizinischen Eingriffen anfängt, kann es dazu führen, dass man in eine ‚Eingriffachterbahn‘ einsteigt.
Der Einleitungsprozess selbst ist schon ziemlich aufdringlich und die verschiedenen Maßnahmen nicht ohne Nebenwirkungen – manche von diesen stellen ein großes Risiko dar. Beispielsweise Prostaglandin, das benutzt wird, um den Gebärmutterhals zu reifen, kann zu Hyperstimulation führen, die fetaler Distress verursacht. Oft endet eine Geburt bei der das Baby gestresst ist mit einem Notkaiserschnitt.
Die Verabreichung von Pitocin (künstliche Oxytocin) führt zu einer stärkeren Wehentätigkeit und da keine natürliche Ausschüttung von Endorphinen stattfindet wird eine eingeleitete Geburt oft schmerzhafter. Kein Wunder, dass diese Frauen häufig eine PDA bekommen. Laut einer weiteren Cochrane Studie gibt es bei diesen Frauen ein höheres Risiko von Notkaiserschnitten (wegen fetalen Distress) oder einer Zangengeburt.
Laut einer Studie von Ehrental et al (2010) ist bei erstmaligen Müttern die Wahrscheinlichkeit von einem Notkaiserschnitt 20% höher als sonst. Es wird deshalb empfohlen, dass erstmalige Schwangere sich unbedingt über dieses Risiko informieren und sich über den Verlauf Gedanken machen, damit es sie nicht „kalt“ erwischt.
Quelle: http://midwifethinking.com/2010/09/16/induction-of-labour-balancing-risks/
Vermerk: Die Daten für die Studien beziehen sich nicht direkt auf Deutschland, können aber in ihren Ergebnissen übertragen werden.
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