Heute gibt es einen wunderbaren Gastbeitrag von Linda von Glahn zum Thema Trinken in der Schwangerschaft. Von nun an wird sie regelmäßig bei uns zu Themen rund um die Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit, aber auch zu Säuglings- und Kinderernährung schreiben. Wir freuen uns sehr mit Linda eine Ökotrophologin gefunden zu haben, die sich auf die Ernährung von Schwangeren spezialisiert hat und zudem auch Fachberaterin für Säuglings- und Kinderernährung ist. Und nun viel Freude beim lesen!

© Privat: Linda von Glahn

© Privat: Linda von Glahn

Der Körper besteht bis zur Hälfte und mehr aus Wasser. Für das reibungslose Funktionieren aller Stoffwechselprozesse ist die Aufnahme von genug Flüssigkeit lebensnotwendig. Wir könnten über einen Monat ohne feste Nahrung auskommen, ohne Flüssigkeit würden wir es nur 2 – 4 Tage schaffen.

Grund genug dem Thema Trinken in der Zeit der Schwangerschaft Aufmerksamkeit zu schenken. Alles zur empfohlenen Trinkmenge und besonders geeigneten oder ungeeigneten Getränken lest Ihr in den folgenden 7 Punkten.

  1. Welche Menge sollte ich jeden Tag trinken?

Der Flüssigkeitsbedarf liegt durchschnittlich bei 2-3 Litern am Tag. Teile davon liefert uns die Nahrung und körpereigene Prozesse. Einen weiteren großen Teil führen wir tatsächlich über Getränke zu. Die tägliche Trinkempfehlung liegt bei 1,3 – 1, 5 Litern. Je nach Situation wie Hitze oder körperlichen Anstrengungen kann sich diese Menge um mehrere Liter erhöhen.

Der zusätzliche Flüssigkeitsbedarf in der Schwangerschaft steigt in etwa so an wie der zusätzliche Energiebedarf. Der Flüssigkeitsbedarf liegt im Durchschnitt bei ca. 300 ml täglich, vor allem in den letzten Schwangerschaftsmonaten. Der zusätzliche Energiebedarf liegt bei ca. 250 Kilokalorien pro Tag. Insgesamt lautet die Empfehlung in der Schwangerschaft mindestens 1,5 Liter verteilt über den Tag zu trinken, besser jedoch noch mehr.

  1. Wie erreiche ich die empfohlene Menge?

Zum Essen und auch zwischendurch – ein Getränk sollte immer bereit stehen. Vielen Schwangeren fällt es leichter größere Mengen zwischen den Mahlzeiten zu trinken, falls Übelkeit oder Völlegefühl sich auf den Appetit auswirken. Andere wiederum trinken gerne zu jeder Mahlzeit 1-2 Gläser und kommen so auf die empfohlenen Mengen. Auch für Unterwegs macht es Sinn sich etwas zu Trinken einzustecken, damit immer schnell etwas zur Hand ist. Praktisch finde ich kleine wiederbefüllbare Flaschen, die nicht schwer zu Tragen sind.

  1. Welche Getränke eignen sich besonders?

Wie schon erwähnt liegt der zusätzliche Energiebedarf in der Schwangerschaft insgesamt gesehen nur bei ca. 250 Kcal pro Tag und ist damit nicht besonders groß. Der Bedarf an Nährstoffen ist jedoch in einem stärkeren Maße erhöht als der Energiebedarf. Aus diesem Grund sollten vor allem kalorienfreie oder -arme Getränke wie Mineralwasser, Früchte- oder Kräutertees sowie stark verdünnte Fruchtsäfte getrunken werden. So bleiben noch Kalorien über für nährstoffreiche Lebensmittel.

Günstig ist ebenfalls, Getränke zu wählen, die zur Nährstoffversorgung beitragen. Das sind zum Beispiel Mineralwasser mit einem hohen Calcium- und Magnesiumgehalt. Auch ein Glas Milch kann so einmal täglich auf dem Plan stehen.

Zuckerreiche Erfrischungsgetränke wie Limonaden sind nur als Ausnahme zu betrachten.

  1. Koffein ja oder nein?

Häufig gibt es Phasen in der Schwangerschaft, in der man einfach nur müde ist. Gerade in diesem Moment auf Kaffee zu verzichten fällt nicht leicht.

Koffein wirkt beim Ungeborenen genauso wie bei der Mutter – der Herzschlag beschleunigt und das Nervensystem wird angeregt. Wird Koffein in großen Mengen konsumiert können sich Nachteile bezüglich des Geburtsgewichts als auch der Schwangerschaftsdauer ergeben. Abschließende Empfehlungen zu Menge und Risiken lässt die Forschung derzeit noch nicht zu. Allerdings wird davon ausgegangen, dass bei einem geringen Kaffeekonsum, keine Nachteile für das Kind zu erwarten sind. Unbedenklich sind demnach maximal 3 Tassen Kaffee a 150 ml am Tag, wobei eine Tasse durchschnittlich 80 mg Koffein enthält. Beim schwarzen oder grünen Tee werden bis zu 4 Tassen am Tag als unbedenklich angesehen. Dabei sollte über den Tag natürlich auf die Gesamtmenge Koffein geachtet werden. Auch Cola und Schokolade enthalten Koffein.

Am sichersten ist natürlich ganz auf Koffein in dieser Zeit zu verzichten oder statt dessen entkoffeinierte Produkte oder koffeinfreie Getreidekaffees zu trinken.

Der Koffeingehalt in Energy Drinks und koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken ist meistens so groß, dass vom Konsum dieser Getränke gänzlich abzuraten ist. Auch weil mögliche Wechselwirkungen der häufigen Zutaten Koffein, Taurin und Glucoronolacton noch nicht  hinreichend erforscht sind und die Schwangerschaft nicht die Zeit ist Risiken einzugehen.

  1. Ein Gläschen in Ehren…?

Es gilt der Grundsatz: Null Promille in der Schwangerschaft. Die schädigende Wirkung für das Ungeborene durch Alkohol lassen keine anderen Empfehlungen zu.

  1. Was muss ich bei Tees beachten?

Von Tees, die viel Süßholzwurzel enthalten sollten nur 2-3 Tassen am Tag getrunken werden. Da Süßholz im Verdacht steht das Risiko für Frühgeburten zu erhöhen.

Viele Kräutertees stehen im Verdacht sogenannte Pyrrolizidinalkaloiden (PAS) zu enthalten und damit gesundheitsschädlich zu sein. Aufgrund dessen wird empfohlen zwischen verschiedenen Teesorten abzuwechseln und jeweils nur eine Tasse a 200 ml je Sorte pro Tag zu trinken. Früchtetees enthalten übrigens keine PAS und können somit unbedacht getrunken werden. Das gilt im Übrigen auch bei Nicht-Schwangeren.

  1. Und sonst noch? – Chininhaltige Getränke

Chininhaltige Getränke wie Bitter Lemon und Tonic Water können in großen Mengen getrunken gesundheitsschädlich für das Ungeborene sein und deswegen sollte darauf verzichtet werden.

Dein Baby und Du seid ausreichend mit Flüssigkeit versorgt, wenn Du mindestens 1,5 Liter am Tag trinkst. Dazu eignen sich kalorienfreie oder -arme Getränke wie Mineralwasser, Früchte- oder Kräutertees sowie stark verdünnte Fruchtsäfte. Als Wachmacher sind maximal 3 Tassen Kaffee oder 4 Tassen (a 150 ml) Grün- oder Schwarztee vertretbar. Ein kompletter Verzicht auf Alkohol ist klare Sache. Ebenso sollten auch keine chininhaltige Getränke getrunken werden. Bei Tees sind 3 Tassen Süßholzwurzelhaltigen Tee pro Tag die maximale Dosis und allgemein empfiehlt sich häufiger zwischen verschiedenen Teesorten abzuwechseln.

Die Autorin:

Linda von Glahn ist Mutter von zwei Kindern (4 und 2 Jahre), Ökotrophologin und Fachberaterin für Säuglings- und Kinderernährung (UGB). Sie bietet Veranstaltungen und Einzelberatungen zu den Themen Beikost, Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie der Kleinkindernährung an. https://www.fairberaten.net/linda-von-glahn/

Quellen:

Berges, U. (2013): Energy-Drinks: Zusatzstoffe bunt gemixt https://www.ugb.de/lebensmittel-im-test/energy-drinks/

Deutsches Ernährungseratungs- und Informationsnetz: Schwangerschaft algemeine Informatinen http://www.ernaehrung.de/tipps/schwangerschaft/schwanger11.php (Stand 02.2016)

Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Referenzwerte Wasser https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/wasser/ (Stand 2.2016)

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2014): Richtig trinken – fit bleiben https://www.dge.de/presse/pm/richtig-trinken-fit-bleiben/

Gesund ins Leben (2015): Schadet Kaffee bzw. Koffein in der Schwangerschaft dem Baby?

 Gesund ins Leben: Essen & Trinken in der Schwangerschaft https://www.gesund-ins-leben.de/fuer-familien/schwangerschaft/ernaehrung-fuer-schwangere/ (Stand 2.2016)

Groenveld, M (2013): Häufige Fragen von Schwangeren http://www.was-wir-essen.de/infosfuer/schwangerschaft_faq.php#Kraeuter

Grötschl, N. (2013): Risikolebensmittel während der Schwangerschaft http://www.forum-ernaehrung.at/artikel/detail/news/detail/News/risikolebensmittel-waehrend-der-schwangerschaft

Verbraucherzentrale Hamburg (2015): Pyrrolizidinalkaloide in Tee und Kräutertee Fragen aus Verbrauchersicht

http://www.bfr.bund.de/cm/343/pyrrolizidinalkaloide-in-tee-und-kraeutertee-fragen-aus-verbrauchersicht.pdf

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