…und was man tun kann, um weiterhin selbstbestimmt zu gebären

In den letzten Tagen bzw. Wochen kocht das Thema selbstbestimmte Geburt und Hebammensterben wieder in den Sozialen Netzwerken noch. Man liest von skurrilen und erschreckenden Kriterienkatalogen der Krankenkassen, von verzweifelten Müttern, die keine Hebamme mehr finden und von Frauen, die über ihre besonderen und teilweise traumatischen Geburten sprechen. Ich finde es gut und wichtig, dass diese Themen Raum und Aufmerksamkeit finden. Auch für uns bei maternita ist die Zukunft der Geburtshilfe (ob außerklinisch oder im Krankenhaus stattfindend) im Moment großes Thema. Wir merken, wie die Frauen endlich früher zu uns kommen, besser informiert sind oder sein wollen, aber auch wie es ihnen reichlich wenig nützt weil die Unterstützung an den richtigen und wichtigen Stellen fehlt.

Dieses Thema beschäftigt mich (Ulrike) momentan durch meine Schwangerschaft beruflich wie privat. Damals wurde von uns maternita aus dem Bestreben gegründet, gut vernetzt und selbstbestimmt, mit allen wichtigen Informationen und den bestmöglichen Optionen in das Familienleben zu starten. Mit meinem ersten Kind war ich nicht gut informiert, hatte eine traumatische Geburt, die auf der Intensivstation endete und viele Probleme für uns nach sich zog – ich fühlte mich lange nicht in meiner neuen Rolle angekommen. Das sollte für mich, wie für viele anderen Mütter anders werden.

finia frisch geschlüpft

Nun bin ich wieder schwanger und habe Dank maternita all die Möglichkeiten, Kontakte und Informationen, um mich auf meine zweite Geburt entsprechend vorzubereiten. Ich habe während dieser Schwangerschaft meine Hausgeburtshebamme schon in der 7 Schwangerschaftswoche gesucht. Ich habe mich um eine Doula bemüht, die ich auch jetzt schon für Unterstützung und Beratung ansprechen kann. Ich gehe zur Geburtsvorbereitung regelmäßig zur Osteopathie. Ich kenne meine Rechte und kann mir bei Beschwerden oder Fragen Hilfe suchen. Ich fühle mich viel entspannter und nicht mehr so plan- und hilflos, wie es bei der ersten Schwangerschaft der Fall war. Ich verbringe meine Schwangerschaft genau so, wie ich sie mir das erste Mal gewünscht hätte und mir auch für viele andere Frauen wünschen würde. Doch so richtig kommt keine Erleichterung auf…

Denn gleichzeitig muss ich durch meine Arbeit sehen, wie für viele andere Frauen, besonders Erstgebärende, das Gegenteil passiert. Sie finden keine Hebammen mehr, werden von den Frauenärzten unsensibel und wie am Laufband durch die Vorsorge geschleust, werden unnötigerweise eingeleitet und enden nicht selten mit einem Notkaiserschnitt. Die Vorstellung, dass uns Müttern besonders in dieser aufregenden und sensiblen Zeit immer mehr Unterstützung wegbricht macht mich traurig und wütend. Wie sollen aus verunsicherten Schwangeren selbstsichere Mütter werden?

Auch wenn nicht immer für jede Familie eine perfekte Ausgangssituation existiert, kann doch viel getan werden, um das Beste daraus zu machen. Denn es ist noch immer #‎MEINEGEBURTMEINEENTSCHEIDUNG bzw. Deine Geburt und Deine Entscheidung.

  1. So ist es völlig ok, dass ihr Entscheidungen trefft, die der Mutter, der Freundin oder der Kollegin nicht gefallen. Steht zu Euren Entscheidungen, denn nur Ihr müsst mit den Konsequenzen leben
  2. Sucht Euch genug Unterstützung, wenn Ihr sie braucht. Es ist völlig ok eine Haushaltshilfe, eine Mütterpflegerin oder eine Doula als „Extra“ für die Familie zu suchen. Gerade zu Zeiten in denen Hebammen und Ärzte (aus ganz unterschiedlichen Gründen) immer weniger Zeit für Euch haben, kann man sich das ruhig gönnen – und bei Bedarf auch von Freunden und Familie schenken lassen.
  3. Traut Euch nein zu sagen! Ihr möchtet den vaginalen Ultraschall nicht? Ihr möchtet mit der Einleitung noch warten? Ihr braucht keinen weiteren Wochenbettbesuch von der Schwiegermama? Sagt ruhig nein, denn es geht gerade in dieser aufregenden Zeit ausschließlich um Euch und Euer Wohlbefinden und dem des Babys.
  4. Informiert Euch über Eure Rechte und Pflichten. Von den Leistungen und Zuschüssen der Krankenkassen bis hin zum Mutterschutz. Es ist gut zu wissen, wann welche Maßnahmen greifen und was man alles einfordern kann. So werden beispielsweise Rufbereitschaften der Hebamme bezuschusst und Schwangere dürfen ab Mitteilung der Schwangerschaft vom Arbeitgeber nicht gekündigt werden.
  5. Beschäftigt Euch mit dem Thema Geburt vom Geburtsverlauf bis zur Geburtsunterstützung – auch über den Geburtsvorbereitungskurs hinaus. So ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Ihr euch nicht überrumpeln lasst. Das scheint zwar am Anfang noch ganz weit weg und bei weitem nicht so spannend, wie die Besorgung der Erstausstattung, aber versucht Euch trotzdem auf drauf einzulassen.

Dies sind nur einige Empfehlungen, um sicherzustellen, dass es Eure Geburt und Eure Entscheidung sein wird – egal wie viel Erfahrung Ihr habt, wie viele Kinder es werden, wie alt Ihr seid oder wo Ihr wohnt.

#meineGeburtmeineEntscheidung

Übrigens: Ich habe mich diesmal für eine Hausgeburt mit Hebamme und Doula entschlossen. Die Vorsorge mache ich teils bei der Hebamme und teils bei meiner Frauenärztin und ich  freue mich jedesmal auf den Hebammebesuch, denn bei ihr fühle ich mich wohl und ganz wunderbar aufgehoben. Ich lasse mir die Option auf eine Beleggeburt im Krankenhaus offen und  meinem Mann offen inwieweit er aktiv bei der Geburt teilhaben will. Außerdem habe ich mich gegen Hypnobirthing entschieden, weil ich es in meiner Situation nicht umsetzbar finde – werde mir aber die Entspannungsübungen zu Herzen nehmen. Ich möchte gerne stillen und werde das Kind zu gleichen teilen tragen, wie ich es im Kinderwagen vor mir herschieben werde. Ich möchte eine Mischung aus Wegwerfwindeln und Stoffwindeln ausprobieren, bin mir aber noch unsicher wie konsequent ich es umsetzen werde. Den Rest werde ich so handhaben wie er für mich und meine Familie passt und was sich für uns gut anfühlt. Warum? Weil es #‎MEINEGEBURTMEINEENTSCHEIDUNG ist!

Mehr zu diesem Thema findet ihr bei Susannes Blogparade.