Die Wahl des richtigen Geburtsortes ist eine der wichtigsten Entscheidungen für werdende Eltern. Hier wird die Grundlage für den Start ins Leben als Familie gelegt. Wie wichtig diese Entscheidung ist und welche Auswirkungen ein „schlechter“ Start haben kann, zeigt zum Beispiel der Roses Revolution Tag auf. Hier legen Frauen, denen Gewalt in der Geburtshilfe angetan wurde, eine Rose an den „Tatort“, um auf ihr Erlebnis aufmerksam zu machen. Wer die zahlreichen Geschichten liest, dem wird bewusst, wie wichtig die Entscheidung des Geburtsortes ist, auch wenn eine aufmerksame und rechtzeitige Festlegung leider keine Garantie für ein schönes Geburtserlebnis mit sich bringt. Trotzdem lohnt es sich früh nach dem passenden Geburtsort Ausschau zu halten, um eine Wahl zu haben, sich gegen oder für diesen Ort zu entscheiden.

Durch die katastrophale Hebammensituation, über die wir bereits geschrieben haben, wird eine einfühlsame Begleitung unter der Geburt ohne Zeitdruck immer mehr zum Seltenheitsfall. Geburtskliniken haben immer weniger Personal für eine konstante bis wachsende Zahl an werdenden Müttern,Geburtshäuser oder Hausgeburtshebammen sind bereits in der frühen Schwangerschaft ausgebucht. Deswegen sollten sich die Familien mit einem Geburtsplan vorab über verschiedene Szenarien Gedanken machen und sich auch bei Schichtwechsel oder unplanbaren Ereignissen unter der Geburt darauf beziehen können.

Wer aber überhaupt eine Wahl haben möchte, sollte sich schnellstmöglich über seinen Wunschgeburtsort Gedanken machen.

Fällt eure Wahl auf eine Geburtsklinik, dann kommt euch ggf. der Begriff „babyfreundlich“ unter. Was ist darunter zu verstehen? Alle Geburtskliniken, die sich als „babyfreundlich“ bezeichnen haben sich bestimmte Kriterien wie

Bindungsförderung,

Stillen von Beginn an,

Stillberatung bereits in der Schwangerschaft,

24 Stunden Rooming-In

oder auch Werbefreiheit im Hinblick auf Muttermilchersatzprodukte auferlegt

und wurden von einer externen Stelle daraufhin zertifiziert. Wenn Ihr mehr darüber nachlesen möchtet, dann könnt Ihr dies hier tun.

Ein weiterer Aspekt ist die medizinische Versorgung eures Neugeborenen. Ist euch ein sogenanntes Perinatalzentrum wichtig, gibt es hier zwei Stufen auf die es zu achten gilt: Level 1 oder 2. Die Einstufung bedeutet, dass das Personal hinreichend ausgebildet und erfahren ist im Umgang mit verschiedenen Situationen:

Level 1 Zentren sind spezialisiert:

  • auf Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1250 g oder die früher als SSW 29 geboren werden,
  • auf Drillinge und mehr, die früher als SSW 33 geboren werden
  • auf Schwangere mit fetalen oder mütterlichen Erkrankungen

Level 2 Zentren sind spezialisiert:

  • auf Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht zwischen 1250 g und 1499 g oder die zwischen der SSW 29 und 31+6 SSW geboren werden
  • Schwangere mit schwangerschaftsassoziierten Erkrankungen wie z.B. HELLP
  • Schwangere mit Diabetes

Worauf ihr zudem achten und welche Fragen ihr euch stellen solltet, könnt ihr z.B. in dem Buch der Hebamme Jana Friedrich: Das Geheimnis einer schönen Geburt oder Nora Imlaus „Das Geburtsbuch“ nachlesen.

Da jedes Krankenhaus selbst festlegt wie und wann eine Anmeldung zu erfolgen hat, haben wir für euch den heutigen Stand der Berliner Geburtsorte recherchiert und zusammengefasst. Bereits hier wird ersichtlich, dass es zwar eine freie Wahl gibt, diese jedoch zeitlich bereits sehr begrenzend sein kann:

1 Charite Mitte keine Anmeldung bei unauffälligem Verlauf notwendig, Sprechstunde ab SSW 20 Level 1
2 Charite Virchow Klinikum ab SSW 28 Level 1
3 DRK Kliniken Köpenick ab SSW 34
4 DRK Kliniken Westend ab SSW 12 Babyfreundlich Level 1
5 Helios Klinikum Buch ab SSW 30 Level 1
6 Vivantes Friedrichshain ab SSW 28 Babyfreundlich Level 1
7 Vivantes Urban kA
8 Maria Heimsuchung ab SSW 28 Babyfreundlich
9 VivantesHumbold kA Babyfreundlich
10 Vivantes Kaulsdorf bis 35-37 SSW
11 Sana Klinikum Lichtenberg ab SSW 32 Babyfreundlich Level 2
12 Vivantes Neukölln kA
13 VivantesAuguste Victoria Klinikum ca. 28-32 SSW Babyfreundlich
14 Sankt Joseph ab SSW 22 Babyfreundlich Level 1
15 Krankenhaus Waldfriede 32-34 SSW
16 Martin-Luther Krankenhaus ab SSW 30
17 Evangelisches Waldkrankenhaus Spandau SSW 16-20 Level 1
18 Sankt Gertrauden kA
19 Krankenhaus Havelhöhe so früh wie möglich 12-16 SSW Babyfreundlich
1 Geburtshaus Kreuzberg nach Verfügbarkeit Hebammen
2 Geburtshaus Maja aktuelle freie Termine
3 Geburtshaus und Hebammenpraxis am Märchenbrunnen aktuelle freie Termine
4 Geburtshaus Hellersdorf nach Verfügbarkeit Hebammen
5 Geburtshaus Müggelsee nach Verfügbarkeit Hebammen
6 Geburtshaus Schöneberg nach Verfügbarkeit Hebammen
7 Geburtshaus Charlottenburg aktuelle freie Termine

Wer davon ausgeht, dass eine Pflicht der Krankenhäuser besteht, im Notfall die in den Wehen liegende, werdende Mutter aufzunehmen, den können wir nur vorsichtig vorwarnen. Immer öfter hört und liest man, dass Gebärende aufgrund von Überfüllung abgewiesen wurden unabhängig, ob sie angemeldet waren oder nicht, wie zum Beispiel bei von Guten Eltern Kreißsaal wegen Überfüllung geschlossen oder ein Artikel der Berliner Morgenpost beschreibt. In dem Artikel der Morgenpost heißt es:

„Wenn Geburtskliniken der Rettungsleitstelle melden, dass sie voll ausgelastet sind, fahren die Rettungswagen den Kreißsaal nicht mehr an. So kann es sogar passieren, dass eine Schwangere trotz Anmeldung nicht in ihrer Wunschklinik landet – wenn sie mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wird.“

Also leider auch nichts worauf Ihr Euch verlassen solltet!

Wie solltet Ihr also die Geburtsortwahl angehen?

  • Informiert euch bereits mit Bekanntwerden der Schwangerschaft über die Geburtskliniken und besichtigt diese
  • Sucht euch eine dem Geburtsort entsprechende Hebamme bereits im ersten Trimester
  • und meldet Euch frühstmöglich an, notfalls auch an zwei Geburtsorten.

Damit Ihr die Wahl habt!

* Der Beitrag enthält Afiliatelinks