Neulich trafen wir eine Schwangere, die uns erzählte, dass ihre Freundin, die vor 5 Jahren schwanger war, ihr sagte: „ Ach, um eine Hebamme brauchst Du Dich erst ab der 20zigsten SSW kümmern.“
Verständlich, dass die werdende Mutter ihrer Freundin vertraute und bar erstaunt war, dass sie heute, im Jahr 2018, zu diesem Zeitpunkt der Schwangerschaft, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Hebamme mehr finden, geschweige denn eine Wahl haben, wird.
Eine andere Mutter, mit 2 Jahre altem Kind rief uns an, und fragte ob sie jetzt noch Elterngeld beantragen könne, da sie davon leider nichts wusste. Leider wird dieses nur 3 Monate rückwirkend gezahlt und ab dem 15. Lebensmonat nicht mehr, wenn nicht einer der Eltern ab diesem Zeitpunkt Elterngeld bekommt.
Oder eine selbstständige Schwangere, die freiwillig gesetzlich versichert war ohne Krankentagegeld und damit keinen Anspruch auf Mutterschaftsgeld hat.
Oder eine Familie mit 1,5 Jahre altem Kind, die sich bisher nicht um einen Kitaplatz gekümmert hat, da ein Umzug in Planung war, der doch nicht stattfand.
Dies sind nur einige Beispiele aus unserem Alltag und sie zeigen wie Unwissenheit oder falsche Einschätzung der Situation sich auswirken kann. Zwar leben wir alle in einem medialen Zeitalter, doch bedeutet dies nicht, dass jeder von uns im gleichen Maße für seine Situation gut informiert ist.
Passend dazu hat in dieser Woche Jäger und Sammler einen aktuellen Beitrag „Plötzliche Mutter“, veröffentlich, an dem wir auch teilhaben durften. Hier fragt sich eine werdende Mutter:
Was passiert eigentlich wenn ich schwanger bin? Um was muss ich mich kümmern? Und in welcher Reihenfolge?
Aber beginnen wir von Vorne:
Vielleicht hälst Du gerade den selbst gekauften Schwangerschaftstest in der Hand und liest ab: Du bist schwanger!
Die Freude ist groß und Du willst es einfach genießen, die Vorfreude, die Schwangerschaft, das neue Gefühl der Mutterschaft.
Oder der Schock sitzt tief, Du willst es nicht wahrhaben, Du verdrängst das wachsende Leben in Dir.
Du denkst an Dich, an Euch, das werdende Leben in Dir, organisatorische Fragen kannst oder willst Du Dir jetzt nicht stellen….
Was wäre also, wenn Du Dich einfach um nichts kümmerst?
- Ohne Termin – kein Mutterpass, da Deine Schwangerschaft nicht durch einen Arzt bzw. eine Hebamme festgestellt wurde
- Ohne rechtzeitige Kontaktaufnahme – keine Hebamme für die Vorsorge, also keine Untersuchungen ob sich Dein Baby entsprechend der Erwartungen entwickelt
- Ohne Termin -kein Gynäkologe für die Vorsorge, also keine Untersuchungen
- Ohne Anmeldung – kein Geburtsvorbereitungskurs
- Ohne Information – kein Kündigungsschutz beim Arbeitgeber im Rahmen des Mutterschutzgesetzes (außer Du reichst es rechtzeitig nach Kündigungseingang nach)
- Ohne Information – keine Kostenübernahme durch die Krankenkasse für Kurse/Untersuchungen
- Ohne Informationen – steht Dir ggf. kein Mutterschaftsgeld zu (z.B. wenn Du freiwillig gesetzlich versichert bist ohne Krankentagegeld)
- Ohne Beantragung – keine Vaterschaftsanerkennung, auch kein Anspruch auf Elternzeit, Elterngeld oder Kindergeld für den Vater
- Ohne rechtzeitige Kontaktaufnahme – keine Doula (die Dich auf Privatkosten unter der Geburt begleitet)
- Ohne rechtzeitige Kontaktaufnahme – Kein Kinderarzt für die Kinderuntersuchungen
- Ohne Termine – nimmst Du an keiner der U-Untersuchungen für das Kind teil, wird dies gemeldet und das Jugend- bzw. Gesundheitsamt kommt zu Dir
- Ohne rechtzeitige Kontaktaufnahme – Keine Hebamme für die Wochenbettbetreuung
- Ohne rechtzeitige Kontaktaufnahme – keine Mütterpflegerin, die Dich im Wochenbett unterstützt
- Ohne Abholung der Geburtsurkunden – kann keine staatliche Förderung wie Eltern- oder Kindergeld beantragt werden, das Kind nicht in der Familienversicherung aufgenommen werden
- Ohne Beantragung – keine Elternzeit für Angestellte, also keine Freistellung für die Betreuung Deines Kindes (also musst Du wieder arbeiten gehen, nach dem gesetzlichen Mutterschutzfristen)
- Ohne rechtzeitige Kontaktaufnahme – Keine professionelle Kinderbetreuung
- Ohne Antrag – kein Elterngeld (wird rückwirkend nur 3 Monate gezahlt)
- Ohne Kontaktaufnahme – keine Stillberaterin
- Ohne Antrag – kein Kindergeld (wird rückwirkend nur 6 Monate gezahlt)
Was ist Dir in Deutschland sicher, auch ohne jegliches Zutun?
- Du kannst unter der Geburt ein Krankenhaus, auch unangemeldet anfahren und dort, falls sie Kapazitäten haben, aufgenommen und dann auch durch eine Hebamme betreut werden. Hat das Krankenhaus keine Kapazität, schickt es Dich weiter und vielleicht kommt Dein Kind dann im Auto auf die Welt und wird im Anschluss als Notfall im Krankenhaus aufgenommen.
- Dein Kind wird steuerlich durch die Geburtsanzeige des Krankenhauses gemeldet und Dir eine lebenslange Steuer-ID per Post gesendet
- Du stehst als Mutter auf der Geburtsurkunde
- Als Mutter hast Du erst einmal automatisch das Sorgerecht und das Kind erhält Deinen Nachnamen
- Die gesetzlichen Mutterschutzfristen nach der Geburt von 8 Wochen gelten für Arbeitnehmerinnen/Auszubildende bzw. auch arbeitnehmerähnliche Selbstständige, so dass ein Arbeitgeber Dich nicht in dieser Zeit beschäftigen darf. Doch nach Ablauf und ohne Elternzeitantrag, müsstest Du wieder arbeiten gehen.
JA, unsere Auflistung ist überzeichnet,
JA, auf das Eine oder Andere lässt sich aus individuellen oder situativen Gründen verzichten (ist Dir aufgefallen, dass wir nicht auch nur einmal über Erstausstattung gesprochen haben?)
JA, manchmal bleibt keine Wahl, da z.B. zu wenige Hebammen oder Kinderärzte zur Verfügung stehen
JA, oftmals ist man einfach überfordert mit all den Dingen die anstehen
JA, man vertraut darauf, dass die erfahrenen Eltern im Umfeld schon wissen wie es geht
ABER:
Es gibt Möglichkeiten sich informieren, sich Hilfe und Unterstützung zu holen! Es geht um Dich, um Euch, um die Möglichkeit selbstbestimmt zu entscheiden.
Daher nutze die Anlaufstellen, die es gibt, wie z.B.
https://www.schwanger-und-viele-fragen.de/de/
https://www.familienplanung.de/beratung/beratungsarten/
https://www.geburt-vertraulich.de/online-beratung/
https://www.donumvitae.org/beratung_fuer_schwangere_frauen
https://familienportal.de/familienportal/familienleistungen/elterngeld
https://www.arbeitsagentur.de/familie-und-kinder/kindergeldantrag-online-bei-geburt
https://www.hebammenverband.de/familie/hebammensuche/
http://www.bdl-stillen.de/stillberatungsuche.html
oder auch Deine lokalen Baby Planner 😉
u.v.m
Und bei all dem ist es wichtig nicht zu vergessen: Genieße Deine Schwangerschaft und Zeit mit Baby. Dies erlebst Du mit diesem Kind nur einmal!
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