Vor zwei Wochen hatte ich eine ganz wunderbare Trageberatung mit Anna von „sicher gebunden“ in meinem Berliner Garten. Ich habe meine erste Tochter zwar auch viel getragen, fühlte mich aber nie so richtig Herr der langen Tragetücher und gerade im Neugeborenenaltern muss das alles richtig sitzen. Wir empfehlen ja allen Müttern und Vätern, denen das Tragen am Herzen liegt eine solche Trageberatung in Anspruch zu nehmen. Da liegt es natürlich nahe, dass wir uns nun selbst mal an Wickelkreuztrage, Känguruh und Co. wagen. Anna hat das tolle Angebot der Trageberatung in der Schwangerschaft und so hatten wir Zeit ganz in Ruhe einige Trageweisen zu auszuprobieren. Wenn das Baby dann da ist, kommt sie wieder und zeigt uns alles dann nochmal mit dem Nachwuchs. Bis dahin habe ich sie natürlich noch interviewt und viel spannende Sachen über Tragberatungen und das Tragen selbst erfahren können, aber lest selbst:

Wann macht eine Trageberatung Sinn?

Eine persönliche Beratung lohnt sich, wenn du sicher gehen möchtest, dein Baby optimal zu tragen. Beim Tragen soll sich dein Baby geborgen und entspannt fühlen und du sollst dich gut und sicher fühlen. Eine Trageberatung unterstützt dich dabei.

Du kannst dein Baby von Geburt an tragen. Selbst Frühchen können mit einer geeigneten Bindeweise getragen werden. Hier gibt es also zeitlich keine Einschränkung. Sobald du feststellst, dass du gern fachkundige Unterstützung hättest, ist eine Trageberatung sinnvoll. Das kann noch vor der Geburt sein, im Wochenbett, nach ein paar Wochen oder auch, wenn dein Baby schon ein Jahr oder älter ist.

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Wann kaufe ich eine passende Tragehilfe/Tuch und woher weiß ich welche Trage zu mir passt? Was muss ich dabei beachten?

Welches Tuch du brauchst, hängt vor allem von der Bindeweise ab. Am bekanntesten ist die Wickelkreuztrage. Für diese Bindeweise brauchen die meisten Eltern ein Tragetuch der Länge 6 (ca. 4,60m).

Gerade im Sommer oder bei Müttern, die leicht einen Milchstau bekommen, bietet sich aber auch das Känguru an. Dafür wird ein etwas kürzeres Tuch benötigt, in der Regel eine Länge 4 (ca. 3,60m).

Für die Rückentrage (ab Geburt möglich, fühlt sich für viele Eltern aber mit 3-4 Monaten besser an) braucht man wiederum ein kürzeres Tuch. Für mehrlagige Bindeweisen auf dem Rücken bei größeren Kindern ist ein langes Tuch praktisch.

Wer ganz sicher gehen will, das richtige zu haben, kauft einfach zwei Tücher – eine längeres und ein kürzeres. Das hat auch den Vorteil, dass das Kind auch dann getragen werden kann, wenn ein Tuch gerade in der Wäsche ist. Die Alternative ist eine Trageberatung vor der Geburt, bei der du herausfindest, welche Bindeweise dir für den Anfang am angenehmsten erscheint.

Es gibt aber für jede Tuchlänge eine große Vielfalt an Bindeweisen, und deine Trageberaterin wird dir für jedes Tuch etwas zeigen können.

Du kannst dir schon in der Schwangerschaft ein Tragetuch kaufen. Wenn du ein gebrauchtes Tuch kaufst, frage am besten vorher nach, wie es gewaschen wurde. Die Tücher sind pflegeleicht, allerdings sollen sie nur mit Flüssigwaschmittel und ohne Weichspüler gewaschen werden. Alles andere kann die Fasern zu sehr beanspruchen.

Ein Tragetuch zu binden ist gar nicht so kompliziert, wie es erst scheinen mag. Wenn du es erst einmal richtig gelernt hast, geht es ganz schnell. Es gibt trotzdem Eltern, denen eine Tragehilfe einfach sympathischer ist. Die modernen Tragehilfen lassen sich gut auf das Baby einstellen. Eine gut sitzende Tragehilfe steht einem Tragetuch mittlerweile außer in der Flexibilität in nichts nach.

Zum Kauf einer Tragehilfe rate ich generell erst nach der Geburt. Es gibt verschiedene Arten von Tragehilfen. Der Mei Tai/Halfbuckle sitzt häufig bei kleineren Kindern besser, während die Gewichtsverteilung bei größeren Kindern im Fullbuckle als angenehmer empfunden wird. Am besten findest du die richtige Tragehilfe für dich, indem du dir einige anschaust. Wenn dir ein System zusagt, kannst du verschiedene Hersteller ausprobieren und herausfinden, welche deinem Baby am besten passt.

Wenn du unbedingt eine spezielle Tragehilfe haben möchtest oder eine geschenkt bekommst, weiß deine Trageberaterin aber auch noch einige Tipps und Tricks, wie du sie optimal auf dein Baby einstellen kannst.

Wichtig bei einer Tragehilfe ist, dass sich der Steg so verstellen lässt, dass er immer von Kniekehle zu Kniekehle deines Babys geht. Die Knie deines Babys sollten immer höher sein als der Po. Das ist bequem für dein Baby und unterstützt die Hüftreifung. Der Rücken deines Babys soll sich in der Tragehilfe schön runden können und es darf nicht in der Wirbelsäule einknicken. Die Gurte oder Bänder der Tragehilfe müssen sich so einstellen lassen, dass dein Kind auf „Kopfkusshöhe“ sitzt.

Das Gesicht deines Babys soll immer zu dir zeigen. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Baby mehr sehen möchte, kannst du es auf der Hüfte oder auf dem Rücken tragen, aber niemals mit dem Gesicht von dir abgewandt. Diese Haltung ist unphysiologisch und setzt dein Baby ganz ungeschützt zu vielen Sinnesreizen aus. Dein Baby braucht immer eine Rückzugsmöglichkeit.

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Wenn ich schwanger bin und schon dann eine Trageberatung in Anspruch nehmen möchte, wann wäre der richtige Zeitpunkt eine Trageberatung zu kontaktieren?

Der Beginn des Mutterschutzes ist ein guter Zeitpunkt. Du hast vermutlich schon einige Dinge erledigen können, fühlst dich aber noch recht beweglich. Prinzipiell kannst du die Beratung aber machen, solange du dich fit fühlst. Wenn du weißt, dass du schnell Kreislaufprobleme bekommst, solltest du die Beratung eher früher in der Schwangerschaft machen.

Was lerne ich alles in einer Trageberatung während der Schwangerschaft? Was möchtest Du immer unbedingt Deinen schwangeren Frauen zum Thema Tragen mit auf den Weg geben?

Der Inhalt der Beratung richtet sich nach deinen Vorerfahrungen. Wenn du dein erstes Kind erwartest und noch keine Erfahrungen hast, stelle ich dir die Bindeweisen für Neugeborene vor. Wir üben zusammen eine Bindeweise. Ich zeige dir an je einem Beispiel die unterschiedlichen Arten von Tragehilfen, damit du dir einen ersten Eindruck verschaffen kannst.

Das Wichtigste beim Tragen ist: Es muss sich gut und natürlich anfühlen! Solange es dir gut geht und du entspannt bist, wird das dein Kind spüren.

Ich finde es außerdem unglaublich wichtig, dass auch die Väter das Baby viel tragen. Mütter haben es durch den Hormonrausch nach der Geburt und durch das Stillen leichter, eine gute Bindung zu ihrem Baby aufzubauen. Tragen ist das Stillen der Väter. Durch den Körperkontakt wird Oxtocin ausgeschüttet, das Bindungshormon. So kann der Vater gleichzeitig eine gute Bindung zum Kind aufbauen und die Mutter entlasten. Und das Baby fühlt sich rundum wohl.

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Warum sollte ich mein Baby tragen?

Ein Baby kann am Anfang nur auf sehr kurzer Distanz scharf sehen. In den ersten drei Monaten sieht es dich also überhaupt nicht, wenn es im Kinderwagen liegt. Ganz nah bei dir fühlt sich dein Baby sicher und geborgen. Gleichzeitig unterstützt Tragen in der anatomisch korrekten Anhock-Spreiz-Haltung die Reifung der Hüfte, kann Hüftdysplasie und späteren Hüftproblemen vorsorgen und unterstützt die Entwicklung der Wirbelsäule. Tragen ist durch die Hormonausschüttungen eine ideale Stillförderung und kann bei der Rückbildung der Gebärmutter und sogar gegen Wochenbettdepressionen helfen. Und natürlich ist es praktisch, weil du dein Baby bei dir haben kannst und trotzdem die Hände frei hast. Tragen ist einfach schön!

Vielen Dank für das Interview, ich bin gespannt, wie die Beratung dann mit echtem Baby sein wird und werde Euch davon berichten!

Liebe Grüße

Ulrike