Das Kind ist krank, die Kita ist zu, der Mann genau diese Woche auf Geschäftsreise und man hat einen wichtigen Termin. Dank den Notfallmamas kann man diesen Termin jetzt trotzdem wahrnehmen und das Kind in gute und professionelle Hände geben. Wir haben die Gründerin Angela Schmidt mal gefragt, wie genau die Notfallamas funktionieren und ab wann ein Notfall denn ein Notfall ist.
Was genau bieten die Notfallmamas an und was bedeutet in diesem Zusammenhang Notfall?
Die Notfallmamas bieten eine Notfallbetreuung für Kinder, die nicht in die Regelbetreuung können und deren berufstätige Eltern z.B. keine Oma oder Opa vor Ort haben. Die Kinder werden in ihrem Zuhause von erfahrenen und qualifizierten Betreuerinnen betreut. Ganz unbürokratisch und zeitnah.
Was ein Betreuungsnotfall ist, entscheiden letztendlich die Eltern: das kann ein krankes oder rekonvaleszentes Kind sein, das noch nicht wieder in die Krippe oder Kita oder zur Tagesmutter kann; das kann aber auch ein kranker Onkel sein, der sonst immer zu bestimmten Zeiten das Kind betreut. Oder ein kranker Babysitter oder eine Oma die auf Reisen ist. Dies kombiniert mit wichtigen Aufgaben oder dringenden Terminen in Büro oder Praxis – das sind für uns Notfälle.
Was unterscheidet Euch von einem typischen Babysitterservice, der schnell reagieren kann.
Da wir den Fokus auf die Unterstützung von berufstätigen Eltern legen ist ein großer Unterschied schon einmal, dass unsere Notfallmamas tagsüber zur Verfügung stehen, wenn die meisten Babysitter in Schule oder Uni sind.
Außerdem sind unsere Betreuerinnen alle beruflich qualifiziert für die Betreuung von (kleinen) Kindern und müssen ein erweitertes Führungszeugnis sowie einen Erste Hilfe-Kurs am Kind vorweisen. Das müssen Babysitter in der Regel nicht. Wir können innerhalb von 2-3 Stunden in der Familie sein und diese Flexibilität ist bisher einzigartig.
Wie sieht bei Euch ein typischer Einsatz der Notfallmamas aus?
Üblicherweise bekommen wir am nachmittag oder abend vor einem Einsatz einen Anruf, in welchem unsere Unterstützung angefordert wird für den nächsten Tag. Das kann aber auch schon mal am Montag morgen um 7 Uhr sein. Wir klären dann kurz die Details wie Wohnort, Dauer der Betreuung und Alter und Krankheit des Kindes und dann macht sich die Notfallmama macht mit einem Betreuungsvertrag und meist mit unserem Arztköfferchen auf den Weg zur Familie und betüdelt dann nach einer kurzen Zeit des Beschnupperns das Kind oder die Kinder. Wenn der Einsatz über den ganzen Tag geht, kocht sie auch Essen für das Kind oder wärmt es auf, gibt den Eltern vielleicht eine kurze Rückmeldung, wie es läuft. Die Notfallmamas machen eigentlich genau das, was Eltern oder Großeltern auch tun: sie lesen vor, spielen und sorgen dafür, dass es dem Kind gut geht, während die Eltern arbeiten.
Wie reagieren die Kinder und Eltern auf den Einsatz der Notfallmama?
Die Eltern finden es mal mit, mal ohne anfänglicher Skepsis immer sehr gut! Sie erleben, dass ihr Kind mit der Notfallmama gut auskommt und können sich ohne schlechtes Gewissen um ihre Verpflichtungen kümmern. Die Eltern sind alle immer sehr dankbar für unser Kommen.
Und die Kinder finden es toll, dass sich jemand 100% nur um sie kümmert und viel mehr mit ihnen spielt, als Mama oder Papa das meist können. Denn die haben ja noch den Haushalt, was die Notfallmama nicht hat. Und die Kleinen finden das sehr schnell heraus – oft würden sie dann am nächsten Tag lieber wieder eine Notfallmama rufen, anstatt zur Kita zu gehen. Das erlebe ich bei meiner Tochter auch immer wieder…
Nach welchen Kriterien sucht Ihr Eure Mitarbeiterinnen aus?
Formal müssen alle Mitarbeiterinnen wie bei allen Stellen unsere Voraussetzungen nach der geeigneten Qualifikation erfüllen. D.h. Erfahrung mit Kindern muss vorhanden sein. Das Führungszeugnis und den Erste-Hilfe Kurs habe ich ja schon erwähnt. Zuguterletzt und das ist fast der wichtigste Punkt, müssen die Kolleginnen uns im persönlichen Gespräch überzeugen.
Erst danach entscheiden wir, ob jemand zu uns und unserem Team passt.
Aus welchem Hintergrund heraus hast Du die Notfallmamas gegründet?
Ich hatte nach der Elternzeit genau diesen Betreuungsengpass: Kind krank, Mann nicht in Hamburg und Oma lebt weit weg. Ich begann zu recherchieren und habe mich dann entschieden, in die Selbstständigkeit zu gehen mit genau solch einem Angebot bzw. einer Lösung für mein Problem. Denn Kinderbetreuung gerade bei kranken Kindern hängt oft immer noch an den Frauen und ist auch leider immer noch oft ein Grund dafür, dass Frauen nach der Geburt von Kindern ihre guten Jobs verlieren. Das möchte ich ändern.
Ich möchte aber allen Eltern, auch den Vätern, eine Unterstützung anbieten bei der Kombination von Familie und Beruf. Und den Unternehmen ebenfalls, denn auch die Arbeitgeber sind dankbar für eine Lösung wie unserer – vor allem in den Erkältungsmonaten.
In welchen Städten wird dieser Service angeboten? Und wie sieht es mit der Bezahlung aus?
Wir bieten den Service inzwischen in Hamburg, Berlin und Frankfurt an und werden im nächsten Jahr weitere Standorte eröffnen.
Die Bezahlung erfolgt immer auf Rechnung – unabhängig davon, ob die Eltern privat bezahlen oder ob Firmen die Kosten für ihre Mitarbeiter übernehmen. Für Eltern ist vielleicht ganz wichtig zu wissen, dass diese Kosten bei der Steuer geltend gemacht werden können.
Hast Du noch einen guten Tipp, wie man sich in einer Betreuungsnotlage mit krankem Kind verhalten sollte?
Zuerst würde ich überlegen, ob ich selbst oder mein Partner zuhause bleiben kann und ob Termine oder Aufgaben verschoben werden können. Falls nicht, rufe ich gleich eine der Notfallmamas an, um abzuklären, wann jemand bei uns sein kann. Dann informiere ich alle Beteiligten, wie die Planung aussieht und ob Termine verschoben werden müssen. Angestellte informieren dann idealerweise ihre Vorgesetzten. Unserer Tochter erkläre ich gleichzeitig, dass später oder morgen jemand kommt, der mit ihr spielt und auf sie aufpasst, während ich weg bin und dass entweder Papa oder Mama gleich nach Hause kommen, wenn sie dann fertig sind mit Arbeiten.
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