Je weniger intensiv die Frauen vor während und nach der Geburt betreut werden können, je weniger ganzheitlich die Versorgung ist und je mehr das Personal bei einer Geburt wechselt, umso wichtiger ist, dass Du Dir vorher genau Gedanken machst, was auf Dich zukommt und was Du Dir unter den besonderen Umständen wünschst. Ein Geburtsplan ist genau so ein Wunschzettel für die Geburt und die Zeit danach. Auch wenn sicherlich nicht alle Wünsche umsetzbar sind, gibt es einem das Gefühl selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen und aktiv an den Entscheidungen rund im die Geburt teil zuhaben. Außerdem ist es für den Partner, die Hebamme, die Doula oder gar das wechselnde Krankenhauspersonal eine hilfreiche Stütze dabei, wie sie Dich während der Entbindung optimal betreuen.

Bei der Erstellung eines Geburtsplans sollte folgendes beachtet werden:

  1. Informiere Dich über die Prozeduren Deines Geburtsortes und überlege Dir ob Du mit diesen übereinstimmst oder bestimmte Maßnahmen mit dem Personal noch einmal besprechen möchtest.
  2. Überlege Dir, wie eine komplikationslose Geburt „nach Wunsch“ ablaufen soll.
  3. Noch viel wichtiger jedoch, überlege Dir was Du Dir bei Komplikationen wünschen würdest.
  4. Sprich mit Deinem Partner, Deiner Doula und insbesondere Deiner Hebamme über den Plan, denn sie kann einschätzen wie realistisch und förderlich die Maßnahmen sind.
  5. Plan Unerwartetes ein und versuche auch dieses positiv zu formulieren.

Folgendes sollte Teil des Geburtsplans sein:

Hilfe und Begleiter

  • Wer soll dabei sein?
  • Welche Rolle sollen Sie einnehmen?
  • Bis wann sollen sie dabei sein?
  • Wo sollen sie sich aufhalten?
  • Wer soll Dich wo unterstützen?

Atmosphäre und Räumlichkeiten

  • Was wünscht Du Dir, um Dich wohl zu fühlen?
  • Wo möchtest Du Dich über all aufhalten?
  • Was möchtest Du während der Geburt auf gar keinen Fall um Dich haben?

Schmerzmittel

  • Welche Schmerzmittel bevorzugst Du?
  • Was möchtest Du, wenn möglich/unbedingt meiden?

Mobilität

  • Wie sehr möchtest Du Dich bewegen können?
  • Welche Art von Bewegung wünscht Du Dir?

Essen und Trinken

  • Möchtest Du Essen und Trinken können während der Geburt?
  • Können andere in Deiner direkten Umgebung Essen?
  • Was für Essen/Trinken wünscht Du Dir?

Untersuchung und Beobachtung

  • Wie intensiv möchtest Du intern/extern untersucht werden?
  • Wünscht Du Dir (k)einen dauerhaften CTG?

Interventionen

  • Wie stehst Du zu Interventionen, wie Wehenmittel und manuellen Öffnen der Fruchtblase?
  • Wie stehst Du zu einem Dammschnitt?
  • Wie stehst Du zu Saugglocke und Co.?
  • Was möchtest Du auf gar keinen Fall und über was möchtest Du vorher noch einmal informiert werden?

Geburtspositionen

  • Welche Geburtspositionen möchtest Du ausprobieren und was ist dabei wichtig?

Sonstige individuelle Wünsche

  • Möchtest Du den Kopf ertasten wenn er sichtbar wird?
  • Möchtest Du einen Spiegel um zu zusehen, wenn das Baby sichtbar wird?
  • Möchtest Du das Baby selbst zu Dir holen oder auf den Arm gelegt bekommen?
  • Möchtest Du die Nabelschnur auspulsieren lassen oder nicht? Möchtest Du Nabelschnurblut spenden oder selbst einlagern lassen?

Kaiserschnitt

  • Möchtest Du eine örtliche Betäubung oder Vollnarkose?
  • Möchtest Du eine Begleitung dabei haben?
  • Möchtest Du das Baby sofort gereicht bekommen?
  • Möchtest Du, dass die Begleitung das Baby sofort gereicht bekommt?
  • Ich möchte, dass mein Partner immer bei dem Baby ist?
  • Möchtest Du im Aufwachraum stillen?

Was ist Dir bei der Verlegung in eine andere Klinik bei Komplikationen wichtig?

Nach der Geburt

  • Wünscht Du Dir das Baby sofort gereicht zu bekommen?
  • Möchtest Du, dass mein Partner das Baby sofort gereicht bekommt?
  • Wer soll die Nabelschnur durchtrennen?
  • Magst Du gern die ersten Untersuchungen miterleben bzw bei ihnen zusehen können?
  • Möchtest Du erstmal Deine Ruhe?

Stillen

  • Möchtest Du Stillen/nicht stillen?
  • Möchtest Du sofort das Baby zum Stillen anlegen?
  • Brauchst Du Hilfe?
  • Wünscht Du Dir erstmal Ruhe und magst selbst versuchen?
  • Möchtest Du nach Bedarf stillen?
  • Darf Tee, Wasser, Milch zugefüttert werden?
  • Darf das Baby einen Schnuller bekommen?

Auf der Wochenbettstation

  • Möchtest Du ein Familienzimmer?
  • Möchtest Du ambulant entbinden?
  • Möchtest Du schnellstmöglich nach Hause?
  • Magst vorerst keinen Besuch?
  • Wünscht Du Dir das Baby immer bei Dir zu haben?
  • Brauchst Du jemanden, der Dir beim Baby Handling behilflich ist?

Dies sind nur die ersten groben Fragestellungen, die als Orientierung dienen sollen und worüber es sich lohnt nachzudenken. Wenn Du Dich mit diesen Fragen auseinandersetzt heißt das automatisch, dass Du Dir Gedanken über verschiedene Abläufe und eigene Präferenzen macht. Oft kommt es anders als gedacht und vielleicht magst Du am Ende z.B. keine Wanne, aber immerhin kennst Du Deine Optionen, die Alternativen und was alles in Rahmen DEINER Geburt machbar ist. Du wirst mit einen Geburtsplan nicht mehr das Gefühl haben, mit Fragen und im Geschehen selbst überrumpelt zu werden. Für eine gemeinsame individuelle Erstellung eines Geburtsplanes sind wir übrigens auch jederzeit behilflich. Wir empfehlen, wie oben schon beschrieben, dennoch diesen auch mit der Hebamme, der Doula (wenn anwesend) und zu Teilen ggf. dem Geburtshaus- oder Klinikpersonal abzugleichen.