Nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder sind die eigenen vier Wände ein wichtiger Rückzugsort zum Entspannen und Wohlfühlen. Besonders für Kinder ist ein gutes Raumklima, altersentsprechende Möbel und Spieloasen und eine sichere Umgebung für die gesunde und altersgerechte Entwicklung wichtig. Ist ein Baby auf dem Weg möchten Eltern spätestens zur Phase des Nestbaus diesen Kinderzimmertraum umsetzen. Welche Räume dafür in Fragen kommen, wie man die Entwicklung fördern kann und auf welche Auswahlkriterien man dabei achten sollte, beantworten heute im Interview das Team des Innenarchitekturservice von planen pro qm aus Berlin:
Ihr bietet eine Workshop für (werdende) Eltern an, wo diese gemeinsam mit Euch das Kinderzimmer planen können. Worauf sollten Eltern bei der Planung für das erste Kinderzimmer besonders achten?
Die erste Frage ist: Welches Zimmer in der Wohnung ist am besten geeignet? Es muss nicht zwangsläufig das Zimmer sein, was im Grundriss als Kinderzimmer vermerkt ist, und es muss auch nicht das Zimmer sein, was „noch übrig“ ist, weil die Eltern bisher alleine als Paar die Wohnung bewohnt haben. Wenn ein Kind größer wird, braucht es mehr Platz zum Spielen, insbesondere auf dem Boden. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, dass die Eltern zum Schlafen in das kleinere Zimmer ziehen und das Kind dafür das größere bisherige Schlafzimmer bekommt.
Bei der Konzipierung stellt sich immer die Frage: Welche Bedürfnisse soll der Raum befriedigen? Hier gilt es, die Ansprüche des Kindes UND der Mutter und des Vaters zu berücksichtigen. Insbesondere im Säuglingsalter, ist es eher ein Raum für die Eltern, die hier agieren. Demnach richtet sich der Raum eher nach Funktionen wie Stillen, Wickeln oder u. U. auch einer Schlafgelegenheit für einen Elternteil, falls der andere im elterlichen Schlafzimmer durchschlafen möchte/muss, wenn es das Kind nicht tut.
Mit zunehmenden Alter des Kindes verändern sich die Anforderungen an den Raum stetig. Kein anderer Raum in Haus oder Wohnung durchlebt so viel kontinuierliche Veränderung in den funktionellen Anforderungen wie das Kinderzimmer. Diesem Umstand sollte die Raumgestaltung Rechnung tragen.
Ganz pragmatisch gesehen ist sehr zu empfehlen, dass Babyzimmer schon eine Weile vor Ankunft des Familienzuwachses fertig zu haben – so können sich Schadstoffe, die aus Grundierungen, Farben, Lacken, Matratzen, Möbeln etc. ausgasen, verflüchtigen. Für die Auswahl der Einrichtung gilt es, neben der Orientierung an diversen Qualitätssiegeln auch den gesunden Menschenverstand einzuschalten: Wie wirkt das Produkt insgesamt? Billig oder hochwertig? Steht es stabil? Verflüchtigt sich der Neugeruch? Ist es sorgfältig lackiert? Finden sich keine rauhe Kanten oder spitze Erhebungen? Auch die sogenannten „Möbel zum Mitwachsen“ sind nicht immer die beste Wahl unter Gesichtspunkten wie Funktion, Design und auch Kosten.
Ein gesundes Raumklima ist nicht nur für Babies, sondern generell wichtig. Wie kann man dies verbessern bzw. welche Möglichkeiten haben Eltern für ein gutes Raumklima zu sorgen?
Das Entscheidende für das Raumklima sind die Materialien der Gegenstände, die sich im Kinderzimmer befinden. Je nachdem wie groß ihre Oberfläche ist, können sie auch mehr Schadstoffe an die Raumluft abgeben. Daher sollte gerade bei Grundierungen, Tapeten, Wandfarben, Lacken, Matratzen, Möbeln und ganz besonders bei Teppichböden und Laminat auf eine entsprechende Qualität mit niedrigem Schadstoffgehalt geachtet werden. Hierfür gibt es viele einschlägige Siegel. Teppiche aus Naturfasern wie Wolle wirken sehr positiv auf das Raumklima: Sie geben keine Schadstoffe wie Synthetikböden ab, wirken antistatisch und binden Feinstaub aus der Luft. Studien zeigen auch, dass sie Formaldehyd aus der Raumluft wie ein Katalysator abbauen. Entgegen der landläufigen Meinung sind sie schmutzabweisend durch das natürliche Wollfett und sehr pflegeleicht. Außerdem gibt es sie in unzähligen vielen schönen Farben für das Kinderzimmer. An den Wänden hat die Raufaser-Tapete einen guten Einfluss auf das Raumklima, weil sie sehr gut Feuchtigkeit reguliert. Niemals Tapeten aus PVC verwenden, da sie erstens nicht atmungsaktiv sind (Gefahr Schimmelbildung) und viele Weichmacher (Ausdünstungen an die Raumluft) enthalten. Wer aus gestalterischen Gründen keine Rauhfaser mag, dem steht eine große Auswahl an offenporigen Feinputzen für den Innenraumbereich zur Verfügung. Besonders sind Lehmputze und Rotkalkputze zu empfehlen, die die Luftfeuchtigkeit konstant halten und durch ihre große Oberfläche ebenfalls viele verschiedene Schadstoffe aus der Raumluft aktiv abbauen.
Für uns ist Greenproofing ein wichtiges Thema. Worauf sollte bei der Auswahl der Werkstoffe im Hinblick auf Schadstoffe besonders geachtet werden? Gibt es wichtige Siegel die Eltern einen Hinweis geben?
Die Gefährdung durch eine Vielzahl von Schadstoffen aus Lebensmitteln, Kleidung, Spielzeugen, Möbeln, Fußböden, Farben etc. steigt – mit ihr nimmt aber auch das Bewusstsein der Verbraucher zu, auf solche Dinge zu achten. Um diesem Wunsch nach Sicherheit nachzukommen, werden immer mehr Siegel eingeführt, deren Flut für den uninformierten Verbraucher teilweise sehr unübersichtlich sein kann. Wichtige Siegel für das Kinderzimmer als Innenraumbereich sind u. a.: Blauer Engel, Natureplus, EU Ecolabel, PEFC, Ökotest, RAL Gütezeichen, Deutsche Gütegemeinschaft Möbel (Das „Goldene M“), Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden, Eco-Institut und TÜV Nord.
Euch ist wichtig auch den Entwicklungsstand des Kindes in die Planung mit einzubeziehen und durch geeignete Einrichtung die Entwicklung zu fördern. Habt Ihr einfache Beispiel, wie Eltern dies umsetzen können?
Im Kern geht es darum, sein Kind zu beobachten und zu hinterfragen: Welche Themen bewegen mein Kind zur Zeit? Für was interessiert es sich? Habe ich hierauf Antworten, kann ich meinem Kind Angebote schaffen, diese derzeitigen Interessen auszuleben. In diesem selbst herbei geführten Erkenntnisgewinn beim Machen, Spielen, Ausprobieren, Malen, Basteln etc. liegt der Erfahrungs- und Lernzuwachs und somit die Entwicklung. Gebe ich als Eltern den Rahmen und die Möglichkeiten, diese Erfahrungen in einer anregungsreichen Umgebung zu machen, dann kann ich mein Kinder kaum besser fördern. Gerade das Kinderzimmer ist solch ein Ort, an dem das Kind diese Möglichkeiten bekommen sollte.
Beispiele für eine aktive Raumgestaltung, die Kinder in ihrer Entwicklung fördern:
Spielecken/Rückzugsecken
Kinder brauchen Rückzugsmöglichkeiten. Wie Erwachsene können sie hier entspannen, die Seele baumeln lassen, über etwas nachdenken… Aus psychologischer Sicht sind Pausen und Ruhezeiten sehr wichtig für die Gehirnentwicklung, -leistungsfähigkeit und auch der Kreativität. Für diese Ruhezeiten bieten sich Rückzugsmöglichkeiten wie Höhlen oder Kuschelboxen, an die sich sich kreativ aus Holz oder im einfachsten Fall ganz simpel aus einem großen Pappkarton zaubern lassen. Auch diverse Spielhäuser können mit viel Phantasie sehr multifunktional von den Kindern verwendet werden: Mal ist es ein Kaufmannsladen, mal eine Theaterbühne mit Vorhang und mal ein verwunschenes Schloss, indem man wie Dornröschen 100 Jahre tief und fest schläft. Auch mit ein paar Haken in der Wand, etwas Seil und Stoffbahnen oder Bettlaken lassen sich wunderschöne Rückzugszelte oder Stoffsegel z. B. in einer Zimmerecke kreieren. Ihre Kinder werden das lieben!
Kreativität und Entwicklung der Kinder fördern
Kaum eine Mutter und ein Vater haben sich noch nie die Frage gestellt, wie man sein Kind fördern kann. Was ist Kreativität? Wie kann ein Raum dazu auffordern, kreativ zu werden? Ganz einfach: Schaffen Sie Angebote! Eine Tafel, eine Pinnwand, ein Whiteboard oder eine Wandstaffelei finden in fast jedem Kinderzimmer einen Platz an der Wand. Eine integrierte Papierrolle bietet (fast) unendliche Möglichkeiten, sich gestalterisch auszulassen, auch Körperumrisse auf dem Boden liegend können gezeichnet werden. Diese Angebote laden ein.
Motorische Bewegung fördert die kognitive Entwicklung
Sehr unterstützend für die sensomotorische Entwicklung von kleineren Kindern sind unterschiedliche Höhenniveaus, die Sie z. B. mit Podesten sowie Treppenstufen aus Holz oder auch aus unterschiedlich dicken Schaumstoffstücken schaffen können. Durch das Klettern und bewegen auf unterschiedlichen Höhen mit evtl. noch nachgiebigen Untergrund (Schaumstoff) trainieren die Kinder Ihre motorische Koordination und ihren Gleichgewichtssinn. Außerdem können sie unterschiedliche Perspektiven einnehmen. Durch die Verknüpfung und Steuerung aller gleichzeitigen Sinneseindrücke im Gehirn wird die kognitive Entwicklung Ihres Kindes enorm gefördert.
Welche Tipps gebt Ihr Familien für die Kinderzimmergestaltung an die Hand, die sich einen Workshop oder Innenarchitekten nicht leisten können oder wollen?
In vielen Dingen hilft es, auf sein Bauchgefühl zu hören. Passt das so, wie ich es vorhabe? Ansonsten hilft es natürlich, sich Rat im Internet zu holen. Hierbei sollte man aufpassen, sich durch die zahlreichen verschiedenen Meinungen in Foren, Blogs & Co nicht verwirren zu lassen. Wichtig ist auch, sich – wie im Workshop – wirklich einfach mal die Zeit zu nehmen, um ein schlüssiges Konzept „von vorne bis hinten“ zu durchdenken. Kommt man an bestimmten Punkten nicht weiter, sollte man sich Rat bei jemand anderem einholen, der mit so einer Situation Erfahrung hat und dann Ideen, Tipps und Anregungen geben kann.
Über den Workshop für Eltern:
Der Innenarchitekturservice planen pro qm bietet für Eltern Workshops zum Thema „Kinderzimmer kreativ gestalten“ an.
Hier erarbeitet Ihr selbstständig ein individuelles Konzept für Euer konkretes Kinderzimmer. Unterstützung gibt’s von Innenarchitekten sowie einem Erzieher und Psychologen. Mit dem fertigen Konzept, selbst zusammengestellten Mustern, einer Einkaufsliste und dem Maßnahmenplan könnt Ihr sofort im Anschluss loslegen.
Infos zu den Workshops, Terminen und Preisen unter: www.planen-pro-qm.de/workshop-kinderzimmer
Ein maternita Goodie oben drauf: Wenn Ihr bei der Buchung den Code: maternita-kizi angebt spart Ihr 10€ auf den Gesamtbetrag.
Viel Spaß und herzlichen Dank für das tolle, informative Interview.
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