Als ich (Inga) am Wochenende mit meinen Kindern in unserem Waldgarten war und sie mit voll beladenen Händen, mit fleißig gepflückten Beeren, freudig angerannt kamen, kam mir unser Herzensthema Kindersicherheit bzw. Prävention von Kinderunfällen mit voller Wucht wieder in das Bewusstsein. Warum? Mehr als die Hälfte dieser Beeren war mehr oder wenige giftig bzw. nicht genießbar. Hier wurde mir wieder einmal bewusst, wie wichtig es ist, dass wir Eltern uns informieren, mit offenem Auge unsere Umgebung prüfen, Vorsorge treffen und mit unseren Kinder gemeinsam die Aufmerksamkeit auf mögliche Gefahren bzw. in diesem Fall giftige Beeren lenken.
Gerade bei kleinen Kindern ist der achtsame Begleitung sehr wichtig. Kinder stecken sich gerne alles in den Mund und entdecken und erschmecken ihre Umwelt. Wir bieten ihnen Him-, Erd-, Blau- oder Brombeeren an, lassen sie probieren und hoffentlich schmeckt es ihnen. Voller Stolz und entsprechend unbedarft sind sie, wenn sie selbst im Garten oder Wald Beeren entdecken. Wichtig ist, mit Ihnen zu besprechen, dass erst etwas in den Mund genommen wird, wenn die Eltern die Beeren gesehen und für essbar erklärt haben. Auch das Händewaschen nach dem Pflücken sollte ein Muss sein.
Sind die Kinder älter, dann kann es helfen mit ihnen durch den Garten oder Wald zu gehen und spielerisch die verschiedenen Beeren zu entdecken und zu besprechen ob diese schmackhaft oder giftig sind. Wenn wir in den Garten gehen, dann darf jedes Kind abwechselnd zu einem giftigen Strauch laufen und wir sprechen darüber, dass von diesem nichts gepflückt werden darf. Das macht den Kindern Spaß und sie sind ganz stolz, wenn sie wieder einen entdeckt haben. Sicherlich kann man auch alle giftigen Pflanzen entfernen, doch auf diesem Wege werden die Kinder Schritt für Schritt dem Thema näher gebracht und das auf spielerische Art und Weise. Dies ist, wie Ihr gelesen habt, keine Garantie, aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Auch ich bin, wie sicher viele von Euch kein Botanikus, einige Beeren muss ich recherchieren, einiges wurde einem selbst von den Eltern beigebracht. Dieses Wissen, vor allem in Bildern, teile ich heute gerne mit Euch, damit Ihr Vergiftungsunfälle vermeiden und Eure Kinder für eine mögliche Gefahr sensibilisieren könnt.
Schwarzer Holunder
Yummi, wer mag nicht leckere Holunderbeerenmarmelade oder als Vitaminbombe den warmen Holunderbeerensaft? Leider sind die unreifen und unerhitzten Beeren schwach giftig und können bei Verzehr zu Erbrechen und Durchfall führen.
Schneebeere
Fleißig gesammelt und zertreten wird die Knallerbse. Strahlend weiß hängt sie an den Büschen und lockt gerne die Kinder an. Diese ist leicht giftig und kann zu Erbrechen und Durchfall führen.
Tollkirsche
Die Tollkirsche ist sehr giftig und kann schon bei Verzehr weniger Beeren zu Vergiftungen führen. Von Hautrötungen über Herzrasen bis hin zu Halluzinazionen ist vieles möglich.
Liguster
Viel zu schnell zu verwechseln mit der Heidelbeere, ist die sogenannte Tintenbeere, die ab September bei uns zu finden ist. Als gering giftig eingestuft, kann der Verzehr der Beeren zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen. In schweren Fällen auch zu Kreislaufproblemen uvm.
Lorbeerkische
Eine beliebte Hecke ist der Lorbeer, der im Herbst schwarze Beeren trägt. Das Fruchtfleisch und die Blätter sind giftig und führen zu Bauchschmerzen und Übelkeit.
Stechpalme
Die Früchte der Stechpalme sind gering giftig, verlocken unsere Kinder auf Grund ihrer roten Farbe jedoch sie zu pflücken. Neben Bauchschmerzen, kann es auch zu Erbrechen und Durchfall kommen.
Wie verhalte ich mich wenn mein Kind Pflanzen oder Pflanzenteile gegessen hat?
Wenn möglich solltet Ihr versuchen alle Pflanzenteile aus dem Mund des Kindes zu entfernen. Große Stücke können mit den Fingern entfernt werden oder durch Ausspucken oder Spülen mit Wasser oder Tee.
WICHTIG:
Bitte verwendet unter keinen Umständen Milch, da diese die Giftaufnahme begünstigen kann!
Versucht nicht, dass Kind zum Erbrechen zu bringen, dies darf nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen!
Für eine erste schnelle Information oder auch Kontaktaufnahme zum Giftnotruf gibt es die App Vergiftungsunfälle bei Kindern vom Bundesinstitut für Risikobewertung.
Hier findet Ihr auch eine Liste der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren.
Welche Informationen benötigt der Giftnotruf?
Wer? | Kind oder Erwachsener? Alter, Geschlecht, ungefähres Körpergewicht sind hilfreiche Informationen für die Einschätzung der Situation. |
Was? | Möglichst genaue Angabe, was eingenommen wurde: Arzneimittel, Haushaltsprodukt, Chemikalie, Pflanze, Pilze, Tier, Lebensmittel, Drogen – möglichst genaue Bezeichnung von der Verpackung angeben. |
Wann? | Zeitpunkt der Einnahme oder Einwirkung und Dauer der Einwirkung angeben. |
Wie? | Angaben, auf welchem Weg Ihr Kind die giftige Substanz aufgenommen hat – geschluckt, eingeatmet oder über die Haut. |
Wie viel? | Möglichst genaue Mengenangabe, zum Beispiel Anzahl der Tabletten, Tropfen, Pflanzenteile, Flaschengröße und fehlende Menge und Ähnliches. |
Die Informationen über die Giftigkeit und Symptome haben wir u.a. von der Informationszentrale gegen Vergiftungen des Universitätsklinikum Bonn http://www.gizbonn.de.
Für den Notfall findest Du hier kostenlos unseren Notfallplan zum Herunterladen, ausdrucken und an den Kühlschrank hängen.
Einen bunten und sicheren Herbst wünschen wir Euch!
Recent Comments