Ich erinnere mich bei meinen beiden Schwangerschaften, dass ich gegen Ende unruhig geworden bin. Je näher der Entbindungstermin rückte, umso mehr machten sich Ängste und Sorgen breit, dass mir das Baby genommen wird, was nun schon so lange unter meinem Bauch wächst. Was für mich der allergrößte Alptraum war, ist manche Familien zur schlimmen Realität geworden. Da dies nun auch schon in unserem Arbeitsumfelds (leider mehr als einmal) passiert ist, möchten wir gerne einige Hilfestellungen und Anlaufstellen zusammen tragen, die Betroffenen, wie Nahestehenden helfen sollen wenn Babys bei einer Fehl-, Früh- oder Totgeburt oder kurz nach der Geburt zu früh von uns gehen
Ängste in der Schwangerschaft
Grundsätzlich solltest Du Dich so früh, wie möglich um eine Hebamme bemühen, denn auch bei einer Fehlgeburt steht Dir die Betreuung einer Hebamme und ganz egal, wie frühzeitig in der Schwangerschaft Du das Baby verlierst, Verlust ist Verlust und kann/darf wehtun. bei der Verarbeitung kann eine Erfahrene Hebamme wirklich Gold wert sein.
Und wie sieht es mit den Mutterschutzfristen aus?
Hier ist absurderweise das Geburtsgewicht entscheidend. Während unter 500 Gramm Geburtsgewicht kein Mutterschutz besteht, bekommen Frauen bei einer Totgeburt 500 g-2500g eine zwölfwöchige Schutzfrist und bei über 2500 g eine achtwöchige Schutzfrist.
Das neue Mutterschutzgesetz soll übrigens Frauen einen 4-monatigen Kündigungsschutz einräumen, wenn sie eine Fehlgeburt ab SSW 12 haben.
Grundsätzlich hilft es natürlich immer auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Wenn ihr denkt. dass irgendetwas komisch ist, geht lieber 2 mal zu viel zum Arzt oder ruft die Hebamme an, als 1mal zu wenig. Einigen Frauen hilft die Count the Kick Methode, in denen gegen Ende immer wieder die Kindsbewegung überprüft wird. Anderen hilft es immer mal wieder die Herztöne mit einem portablen Fetal Doppler (z.B www.angelsounds.de) abzuhören.
Wenn ein Baby stirbt…
…dann bleibt erst einmal die Welt stehen und weder Eltern noch Familie und Freunde sind auf so einen Fall vorbereitet. Wie auch! Folgende Anlaufstellen können helfen, damit sie sich wieder ganz langsam anfängt zu drehen:
Schwangerschaftsberatungsstellen, wie Donum Vitae oder Pro Familia bieten auch Beratung und Unterstützung an, wenn ein Baby zu früh gehen musste.
Eine umfangreiche Liste an Selbsthilfegruppen findest Du auf dieser Website:
www.initiative-regenbogen.de/gruppen-und-ansprechpartner.html
Das Projekt Sternenkinder.eu bietet Erinnerungsfotos als ein Geschenk für Eltern, die entweder ein bereits totes Baby auf die Welt bringen müssen oder denen der Tod des Neugeborenen unausweichlich bevorsteht. Einer der 630 Fotografen bundesweit kommt zu Euch und schafft für Euch die Erinnerung die ihr vielleicht jetzt oder irgendwann einmal braucht. Jeder der Fotografen arbeitet übrigens auf freiwilliger und unbezahlter Basis.
Website: www.dein-sternenkind.eu
Sterbeammen: Gegensätzlich zur Hebammen begleiten Sterbeammen Sterbende und Angehörige auf dem Weg in den Tod. Auch hier ist kann es einen großen unterschied machen, ob sich die Eltern selbst durchkämpfen oder an die Hand genommen werden. Besonders, wenn der Tod des Kindes nicht unerwartet kommt, kann eine Betreuung durch eine Sterbeamme sehr bestärkend sein.
Eine lange Liste an gut ausgebildeten Sterbeammen findet ihr hier: www.sterbeamme.eu
Auch gibt es einige Hebammen und Mütterpflegerinnen, die sich ausschließlich um betroffene Familien kümmern.
Weitere Anlaufstellen: In jeder Stadt gibt es außerdem gut ausgebildete Trauma-Therapeuten, an die sich die betroffenen Familien wenden können. Wenn die Eltern nicht reden können oder wollen und dennoch Begleitung beim Trauerprozess benötigen gibt es Craniosacral-Therapeuten und Heilpraktiker, die dabei helfen den Trauerprozess körperlich zu unterstützen.
Für konkrete Kontakte in Berlin, könnt ihr uns gerne anschreiben und wir schicken Euch alle uns bekannten und geschätzten Kontakte zu.
Sacred Circles: Ähnlich, wie Blessingways bei der Geburt können Sacred Circles für das Loslassen eines Sterbenden eingesetzt werden. Dies sind geleitete Zeremonien in denen die Eltern das Baby wieder in den Kreislauf des Lebens entlassen. Solche Zeremonien sind in Deutschland noch nicht sehr bekannt, werden aber z.B. in den USA immer häufiger zelebriert und sollen sehr heilsam sein. Mehr darüber findet ihr hier: https://stillbirthday.com/2011/08/11/celebrating-pregnancy-blessingway/
Andenken: Helfer zum Festhalten und Loslassen
Balduins Box: Dieser Verein bietet neben Schulungen und Unterstützung für Pflegepersonal auch eine Box für Eltern (und Fachkräfte an) die bei der Trauerarbeiten helfen soll. Folgendes ist in der Box enthalten: Broschüre mit Anregungen, Liedern zum Vorsingen, Texten und Gedichten, Gebet für eine Nottaufe, ein Rosenquarz (Heilstein) als Trost zum Festhalten oder um die Umgebung zu gestalten, ein Teelicht mit Batterie in einem Glas, das mit den beiliegenden Stiften bemalt oder beschriftet werden kann, ein Notizbuch für Ihre Gedanken, Eindrücke und Erinnerungen, ein kleiner Engel, ein Samentütchen und Bildkarten mit unterschiedlichen Motiven.
Mehr dazu findet ihr unter: www.balduins-box.de
Finger/Gips-Abdrücke oder Löckchen
Ein Gipsabdruck des Fußes oder der Hand (wenn die möglich ist) kann den Eltern bei der Angst helfen, dass sie das Baby vergessen und auch für die Geschwister eine bleibende Erinnerung darstellen. Diese Sets gibt es bei allen gängigen Onlinehändlern oder gut sortierten Babyfachmärkten zu kaufen.
Auch als Schmuck (z.B. Bewahre den Moment) können die Hand- und Fußabdrücke verewigt werden. Ebenso können Löckchen/Haare der Kinder als Kette getragen werden.
Muttermilch Schmuck
Eine weitere Alternative ist der Muttermilch-Schmuck der nicht nur daran erinnert, dass ein Kind in die Familie geboren wurde, sondern auch eine Erinnerung daran ist, dass eine Frau zur Mutter geworden ist.
Z.B. hier: www.miluh.de/und-so-gehts
Mapapu
Eine weitere schöne Idee ist, sind die Tröster von Mapapu. Hier werden aus T-Shirts Kuscheltiere gemacht. So können die Eltern entweder aus dem eigenen T-Shirt ein Kuschetier machen, dass sie dem Baby mit in den Sarg legen können, oder sie lassen sich von der Kleidung des Babys (sofern es die gibt) einen eigenen kleinen Tröster machen, der den Eltern durch die besonders schweren und traurigen Momente hilft.
Website: www.mapapu.de
Was können Freunde tun
Hier möchte ich Euch gerne ein Video von Sheryl Sandberg zeigen, da sie sehr gut auf den Punkt bringt, wie wichtig ein achtsamer und inklusiver Umgang mit den Angehörigen ist. In dem Video gibt sie wirklich tolle Tipps, wie man die gut gemeinte Unterstützung anbieten kann, sodass sie für die Hinterbliebenen zur gegebenen Zeit auch umsetzbar sind.
Ein Buch das hilft:
Sternenkinder: Das sensible und gleichzeitig aufklärende Buch verbindet sachlich einfach geschriebene psychologische und medizinische Informationen mit emotionalen Erfahrungsberichten, die vor Allem Angehörigen helfen können die Trauernden zu verstehen und sie bei dem Trauerprozess zu unterstützen.
Ihr könnt dieses Buch bei Bedarf gerne jederzeit bei uns ausleihen.
Dies sind nur ein paar wenige Hilfestellungen, die wir über die letzten Jahre gesammelt haben. Wenn ihr noch weitere Ideen, Programme, Anlaufstellen, Andenken und Tipps habt, können wir auch gerne gemeinsam die Liste verlängern.
Weitere Informationen und Webseiten findet ihr hier:
„There is no place for comparing. A loss is a loss.We can always find someone, who has it harder or easier. But what matters is that you are mourning a loss. You dont need to feel guilty or ashamed, for being sad. The moment you think, you are bringing a baby into the world is the moment that it becomes more than ok to grieve a loss.“ (unbekannt)
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