5 Dinge, die Du über Flaschennahrung wissen solltest
Zwar weiß man: Muttermilch ist die beste, auf das Baby abgestimmte Nahrung. Doch viele Familien wollen oder müssen aus bestimmten Gründen mit Säuglingsnahrung zufüttern. Glücklicherweise gibt es heutzutage für alle jene Familien, die sich für das Füttern mit Säuglingsnahrung entscheiden oder keine andere Möglichkeit haben, gute Alternativen zur Muttermilch. Die industrielle Säuglingsnahrung wird zwar nie in Gänze die Zusammensetzung der Muttermilch und deren immunisierende Wirkung erreichen, trotzdem sind die Hersteller bemüht, einen hochwertigen, ähnlichen zusammengesetzten Ersatz anzubieten.
1. Die 2 B´s: Bindung und Bedarf bei Flaschenfütterung
Oft kommt die Sorge auf, dass aufgrund des Fütterns mit Flasche keine vergleichbare Bindung zum Kind aufgebaut werden kann, wie bei stillenden Müttern. Diese Sorge ist unberechtigt, wenn einige einfache Verhaltensweisen beachtet werden:
Körper- oder/und Hautkontakt: Beim Füttern mit der Flasche sollte das Kind keinesfalls in eine Wippe oder einen Kinderwagen gelegt werden, sondern in den Armen oder dem Schoß liegen. Es ist außerdem wunderschön und fördert die Bindung, das Kind Haut an Haut in die Arme zu nehmen und zu füttern. So kann es die Eltern riechen, wird gewärmt, ist ruhig und fühlt sich aufgehoben.
Blickkontakt: wichtig und schön ist, das Baby während des Fütterns direkt anzuschauen und wahrzunehmen. Hierbei sollte man darauf achten, dass das Baby nicht den Kopf verdrehen muss, um einen anzusehen, sondern es so liegt, dass das Gesicht einem zugewendet ist. Mit diesem Augenkontakt entwickelt sich mit der Zeit ein Gespür dafür, die Signale des Babys zu deuten: Wann braucht das Baby eine Fütterungspause? Wann ist es satt? usw. Ganz nebenbei können sowohl Baby als auch Mutter oder Vater sich gegenseitig entdecken, Gesichtsregungen lesen lernen und sich so auch rein visuell wiedererkennen.
Füttern nach Bedarf: Wie auch bei Stillkindern, sollten Eltern die ihre Babys mit der Flasche füttern sich nicht an bestimmten Zeitabständen, sondern am Bedarf des Babys orientieren. Zusätzlich sollten Mengenangaben auf den Verpackungen nur als Orientierung dienen und keinesfalls als Muss interpretiert werden. Das Baby nimmt so viel Nahrung auf, wie es benötigt.
Väter-Tipp: ein toller Vorteil an der Säuglingsflaschennahrung ist, dass der Papa das Baby ebenfalls mitversorgen kann. Dies fördert die Bindung zwischen Papa und Baby und verringert Unsicherheiten im Umgang und ermöglicht der Mutter die Chance eine notwendige Pause bekommt -eine Win-Win Situation also!
Ammenmärchen: Flaschenkinder haben weniger Bindung zu den Eltern. – Quatsch! Wenn ihr Eure Kinder auf den Arm nehmt und sie nah bei Euch und an Euch füttert und auch sonst in Eurer Nähe habt, bekommen die Kleinen genauso ihre Portion Liebe und haben ebenfalls eine gute Bindung zu Euch.
2. Sorten von Säuglingsnahrung und deren Verwendung
Es gibt verschiedene am Markt erhältliche Säuglingsnahrung. Unabhängig davon, welche man verwendet, alle werden in ihrer Zusammensetzung laut der Diätverordnung hergestellt und müssen bestimmte Energiegehalte bzw. Nährstoffe enthalten.
Als Säuglingsanfangsnahrung gibt es PRE und 1er Nahrung. Diese kann komplett im ersten Lebensjahr gefüttert werden. Die PRE-Milch enthält als einziges Kohlenhydrat Laktose während die 1er Nahrung zusätzlich Stärke und weitere Kohlenhydrate enthält. Man findet ebenfalls Folgemilch 2 und 3, wobei diese vor Allem ein Marketingprodukt darstellen und von Ärzten, Hebammen, Ernährungsberatern, usw. nicht empfohlen werden. Hintergrund ist, dass diese Milchsorten eine Fülle an Kohlenhydraten enthalten, die nur dick machen, aber nicht notwendig sind. Weiterhin können hier Aromen zugesetzt sein, die es besonders süß machen. Diese Aromen benötigt kein Baby, da die Geschmackserlebnisse durch PRE und 1er Milch bzw. ab Einführung der Beikost, vollkommen ausreichen sind.
Eltern, die bekannte Allergien haben und davon auszugehen ist, dass ihr Baby ein erhöhtes Allergierisiko habt, können sogenannte HA-Nahrung verwenden. Diese ist ebenfalls als HA PRE oder HA 1 erhältlich und enthält aufgespaltenes Eiweiß.
Übrigens ist Kuhmilch als Milchersatz im ersten Jahr keine Alternative und die Spezialisten empfehlen diese unter keinen Umständen einzusetzen. Lediglich bei Einführung der Beikost wird empfohlen, bei der Zubereitung von Brei, Kuhmilch zu verwenden.
Ammenmärchen: Zugabe von Zwieback, Haferflocken o.ä. in die Milch macht die Kinder satt und müde. Das mag kurzzeitig stimmen, allerdings ist das nicht sehr gesund für die Kinder und das satt und müde bedeutet hier vor allem ein überforderter Stoffwechsel.
3. Worauf sollte man bei der Zubereitung achten?
Am besten für die Zubereitung ist Trinkwasser. In Deutschland unterliegt die Qualität des Trinkwassers strengen Kriterien, die anhand der Trinkwasserverordnung geprüft werden müssen. Wer sich für die Zubereitung von Säuglingsnahrung mit Leitungswasser entscheidet sollte einige Dinge beachten:
Das Trinkwasser verlässt das Klärwerk in bester Qualität. Aber alte Rohre z.B. Bleirohre können es verunreinigen. Daher ist es empfehlenswert, das Trinkwasser zu Hause vorab prüfen zu lassen. Hierfür können einige Milliliter abgenommen werden und in ein Labor gesendet werden bzw. ist der Vermieter verpflichtet in regelmäßigen Abständen das Wasser im Haus prüfen zu lassen.
Das Leitungswasser sollte vor Verwendung ca. 5 Minuten ablaufen, so dass in den Leitungen angestautes Wasser, ablaufen kann. Wichtig ist nur kaltes Wasser zu verwenden und dies auf die optimale Trinktemperatur zu erwärmen. Diese kann man herstellen, indem man einen Teil Wasser mit einem Wasserkocher abkocht (keinesfalls in der Mikrowelle!) und mit frischem kalten Leitungswasser auf die optimale Trinktemperatur- Raumtemperatur- mischt. Anschließend wird die auf der Verpackung angegebene Menge, in Abhängigkeit vom Alter, zugegeben und vermischt. Um die Temperatur zu überprüfen, sollte man vor der Fütterung einige Tropfen auf die Haut des inneren Handgelenks tropfen. Hier ist die Haut sehr sensibel und man merkt, wenn die Milch zu warm ist.
Wer alte Bleirohre hat oder sich unsicher ist, kann im Handel auch natürliches Trinkwasser in Flaschen kaufen. Wichtig ist hierbei darauf zu achten, dass auf dem Etikett der Vermerk „für Säuglingsnahrung geeignet“ steht. Hier sind die enthaltenen Minerale abgestimmt auf den Bedarf des Babys und nicht zu hoch konzentriert.
Gefiltertes Wasser aus Tischwasserfiltern, sollte für die Zubereitung von Babymilch keinesfalls verwendet werden, da sich hier Mikroorganismen im Filter anreichern können.
Nach der Benutzung des Pulvers sollte man die Verpackung luftdicht verschließen. So kann man vermeiden, dass das Pulver Feuchtigkeit aus der Luft aufsaugt und so ein Nährboden für das Wachstum von Bakterien entsteht. Länger, offen gelagertes Pulver, sollte besser verworfen werden.
Milchreste sollten immer sofort verworfen und nicht später verfüttert werden, da aufgrund der Temperatur und Feuchtigkeit über einen längeren Zeitraum das Wachstum von Bakterien möglich ist.
Ammenmärchen: Alte auf neue Milch macht Bauchweh, kann bei Flaschenkindern . – Dies war in den Anfangszeiten der küstlichen Säuglingnahrung tatsächlich wahr und ist bei manchen sehr sensiblen Kindern auch immer noch so.
4. Hygiene bei Flaschennahrung
Wie jedes Lebensmittel – und auch Muttermilch – ist Säuglingsnahrung nicht steril, sprich frei von Bakterien. Die Hersteller sind verpflichtet die Gesundheit zu schützen und müssen daher die Säuglingsnahrung zahlreichen Tests unterziehen, um sicher zu stellen, dass keine krankheitserregenden Keime enthalten sind. Viele der bekannten Erkrankungen von Babys aufgrund von Säuglingsnahrung, sind auf eine falsche Handhabung durch den Verbraucher zurückzuführen.
Daher sollte man darauf achten, dass man sich vor der Zubereitung die Hände wäscht. Flaschen und Nuckel sollten nicht mit den üblicherweise in der Küche verwendeten Putztüchern oder -bürsten gereinigt werden, sondern mit separaten Bürsten und Lappen. Sowohl Flaschen, als auch der Nuckelaufsatz oder die Pulverportionierung sollten nach jeder Nutzung mit heißem Wasser und Spülmittel gründlich gereinigt werden und anschließend mit klarem Wasser nochmals abgespült werden. Auch die Reinigung der Flaschen in der Spülmaschine ist möglich, wobei man diese aber anschließend mit klarem Wasser abspülen sollte. Nuckelaufsätze gehören dabei nicht in die Spülmaschine, da sich dadurch Risse bilden.
Gerade in den ersten Lebensmonaten empfiehlt es sich einmal täglich alle Gegenstände zum Beispiel in einem Vaporisator zu sterilisieren, oder wie früher üblich, im Kochtopf abzukochen. Bei Frühchen oder Babies mit einem schwachen Immunsystem wird nach das Sterilisieren nach jeder Anwendung empfohlen.
Ammenmärchen: Flaschenkinder schlafen besser und schneller durch. – Flaschenkinder werden tatsächlich i.d.R.nicht so häufig wach wie Stillkinder, allerdings ist das Schlafverhalten doch sehr individuell und von Kind zu Kind ganz unterschiedlich.
5. Unterwegs
Flaschennahrung kann natürlich überall mit hin genommen werden. Wichtig ist, diese nicht vorab zuzubereiten, sondern zwei Gefäße, eines für kaltes Wasser und eines mit abgekochtem Wasser mitzunehmen, so dass man schnell die optimale Temperatur durch Mischung von beiden erhalten kann. Wer nicht die ganze Pulverpackung mitnehmen möchte, kann sich auch in praktischen Portionierern die benötigte Menge abfüllen und diese mitnehmen.
Mittlerweile gibt es z.B. für den Kinderautositz oder auch Kinderwagen spezielle Flaschenhalterungen, wo die Flasche hineingehangen wird und das Kind sich förmlich selbst füttert. Ähnlich der schon oft gesehenen Methode die Flasche mittels Decken und Kissen so zu platzieren, dass die Milch dem Kind ohne Hilfe in den Mund läuft. Von diesen Dingen können wir nur strikt abraten! Es ist gefährlich für das Baby, da es die Flüssigkeitszufuhr nicht steuern kann, sich verschluckt oder gar Erstickungsgefahr droht – vergleichen kann man das Gefühl mit Waterborading . Zum Füttern, egal ob zu Hause oder unterwegs sollte man das Baby immer auf den Arm nehmen!
Ammenmärchen: Wenn man die Flasche gibt muss man einen zeitlichen Abstand einhalten. – Das ist natürlich Quatsch. Man kann und sollte Flaschenkinder (mit Pre und 1er) genauso nach Bedarf füttern, wie Stillkinder auch.
Wenn Ihr Euch weiter über das Thema Flaschenernährung informieren wollte, haben wir hier einige gute Quellen für Euch zusammengefasst:
Bundesinstitut für Risikobewertung: Empfehlung zur hygienischen Zubereitung von pulverförmiger Säuglingsnahrung
Kindergesundheit.de: Hygiene bei der Flaschenfütterung
Gesund ins Leben, Netzwerk junge Familie: Wenn nicht (voll) gestillt wird
www.stillen.de: Anleitung für Familien deren Babys mit der Flasche ernährt werden
Buchtipp: „Wie du stillst nicht?“ vom Köselverlag
Dieses Buch ist super für Mütter die nicht stillen wollen oder können. Es ist von einer erfahrenen Stillberaterin geschrieben und voll mit Tipps zum bindungsorientierte Flaschengeben, praktischen Hinweisen zu Flaschenhygiene, Alternativen zur Flasche; Hungerzeichen und vieles mehr. Prädikat empfehlenswert!
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